Bestimmen wir erst mal den Ausgangspunkt: Asunción ist keine dieser europäischen Hauptstädte, die sich mit Prachtbauten gegenseitig überbieten. Sicher, hier gibt es einen schönen Präsidentenpalast, ein historisches und ein modernes Senatsgebäude, eine Kathedrale, ein Pateón für die Helden des Landes, ein Museum zur Bauarchitektur und einen alten Bahnhof mit der ersten Lokomotive von Paraguay, um die zentralen Hauptattraktionen auf meinen Fotos zu benennen. Aber dafür braucht man nicht aus Europa herfliegen, um sich das anzuschauen.
Denn Asunción reiht sich erst mal in die typische südamerikanische Städtelandschaft ein: Besonders die älteren Stadtteile sind streng quadratisch angeordnet. Äußerst moderne Wolkenkratzer stehen neben wenig gepflegten kolonialen zweistöckigen Häusern. Das kann man sehr gut von Mbiguá aus sehen, einer Clubanlage auf der gegenüber vom Hafen liegenden Landzunge. Die Überfahrt ist kostenlos, man hat eine schöne Aussicht und kann sich ein wenig vom Stadttrubel erholen.
Wie der gemischte Zustand der Gebäude schon vermuten lässt, teilen sich in Asunción Arm wie Reich den öffentlichen Raum. Jeder Block (cuadro) fasst ein Gemisch aus den verschiedenen gesellschaftlichen Schichten, trotz dessen der bessergestellte Paraguayo ein Teil seines Lebens lieber in einem privaten Club oder in einen der klimatisierten Shopping-Center weiter am Stadtrand verbringt.
Es sind also nicht die durchaus gut herausgeputzten Sehenswürdigkeiten, die gerade das Centrum von Asunción sehenswert machen, sondern das bunte Miteinander in dieser Stadt. Arm und Reich wohnen hier so dicht beieinander, dass dies auch vor dem Präsidentenpalast oder dem Senat nicht halt macht. Denn direkt daneben (keine 30 m entfernt) und unübersehbar beginnen die Bretterbuden und damit das einfache Leben der Schuhputzer, Träger und Bananenverkäufer. An ihre soziale Verantwortung werden der Präsident ebenso wie die Senatoren jeden Tag aufs Neue erinnert. Die katholische Universität, an der ich tätig war, ist ähnlich gelegen. Wegschauen ist da kaum möglich.
Die wirklichen Umstände für dieses dichte Miteinander sind mir nicht bekannt. Zu unterschiedlich waren die Antworten, die ich beim Nachfragen erhalten habe. Einige Sachverhalte kann man einfach nicht erklären, die entwickeln sich aus dem Alltag, ohne dass ein menschlicher Plan dahinter steht. Das es so ist, finde ich jedoch sympathisch wie auch spannend an Asunción. Genau das ist es, was die Stadt für mich sehenswert macht.
Am besten kann man es beobachten, wenn man sich in Ruhe auf eine Parkbank setzt und die Leute an sich vorbeiziehen lässt. Jeder erzählt durch seinen Gang, seine Kleidung oder auch seine Hautfarbe seine eigene Geschichte. Was den Paraguayo dabei so angenehm macht, dass sie sich trotzdem respektvoll behandeln. Der Reiche, der Durchschnittsbürger und der Arme gehen ganz normal miteinander um. Berührungsschwierigkeiten scheint es selten zu geben. Man drängt sich nicht auf sondern jeder geht seines Weges. Selbst mich als Europäer lässt man in Ruhe, wenn man von den Geldwechslern mal absieht.
Da ich gerne auf Märkte gehe, war der Pettriossi-Markt für mich ein Muss. Ich hatte ihn auf meiner Liste ganz oben stehen, da komme ich doch bei der Suche nach Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe meiner Unterkunft per Zufall dort vorbei. Die Gelegenheit habe ich natürlich genutzt hier meine Besorgungen zu machen. Trotz des großen Gewühls auf dem Basar geht es freundlich zu. Die Händler sprechen einen manchmal an, aufdringlich ist dabei aber keiner.
Kleidung, Schuhe, Gewürze, Obst, Gemüse, Käse, Eier, Wurst, Elektronik, Möbel und viele Sachen mehr kann man hier kaufen. Nur Milchprodukte scheint es nicht zu geben, die sind wahrscheinlich zu teuer, da Milch oder Joghurt fast so viel kostet wie in Deutschland. Super günstig und lecker sind die kleinen Stände, an denen Fleisch gegrillt wird. Die Stände sind sehr einfach und zwischen Bürgersteig und Straße aufgebaut. Die Autos fahren direkt an einem vorbei. Erst kommt das frische Fleisch in einen Topf und wird langsam gekocht, danach geht es auf den Holzkohlegrill. Alleine der Geruch der Holzkohle lässt einen das Wasser im Munde zusammenlaufen. Der Preis für reichlich Fleisch mit Maniok und einer Cola liegt bei ungefähr 2 Euro. Dafür ist man dann lecker gesättigt.
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