Abschließend zur Reise habe ich zu den Themen Essen, Menschen, Reisen, Sprache und Staat meine Eindrücke niedergeschrieben, bevor ich ein Fazit ziehe:
- Essen: Beginnen wir mit dem Resümee zu diesem Beitrag: Die Küche in China ist großartig! Am Anfang kommt es einem nicht ganz so exotisch vor, weil aus den vielen China-Restaurant Besuchen die kleingeschnippselten Gerichte zum Teil bekannt sind. Vor Ort schmecken sie allerdings viel besser, da sie wesentlich feiner gewürzt und insgesamt raffinierter zubereitet sind. Darüber hinaus gibt es ein Spektrum an Gerichten zu entdecken, das die gesamte europäische Küche in ihrem Repertoire bei weitem übertrifft und einem aus keinem China-Restaurant bekannt ist. Hier wird alles gegrillt, frittiert, gebraten, gedünstet und gekocht, was die Natur hergibt. Wir haben Reissuppe, rohen Bambus, fermentierten Tofu, 100 Jahre Eier, Lammkeulen, Entenzunge, Hühnersuppe, frittierte Krabbenscheren und Fleischbonbons gegessen – um nur einige Gerichte zu benennen. Nicht alles hat uns geschmeckt, aber wir haben alles probiert und festgestellt, dass man wie Zuhause herausbekommen muss, was man mag. Im Gegensatz zu manch europäischer Küche ist das Essen darüber hinaus sehr bekömmlich, für ein Ich-bin-jetzt-vollgestopft-Gefühl muss man schon wirklich unsäglich viel gegessen haben. Schön ist auch der Preis: Für 2 Euro kann man zu zweit lecker und bekömmlich satt werden, für 10-15 Euro (auch zu zweit) hat man wirklich gut essen. Wer Angst vor exotischen Gerichten wie Hund, Katze, Affe oder Schlange hat, dem sei gesagt: Das fällt alles in die Rubrik „Spezialitäten“ und ist selten, teuer und uns nicht untergekommen. In China ernährt man sich wie bei uns von Huhn, Schwein, Rind, Lamm und natürlich viel Gemüse, Nudeln und Reis.
- Menschen: Wir sind vielen netten Menschen begegnet. Wer irgendwie Englisch konnte hat sich sofort an uns rangepirscht und seine Kenntnisse offenbart. Immer waren sie interessiert wo man herkommt, wie es einem gefällt und was man vorhat. Dabei ist man bewundert und angelächelt worden. So zeigt sich einem das Land des Lächelns. Als Europäer hat man einen großen Bonus und wird immer höflichst behandelt. Witzig auch die Fotofragerei: Wir sind bestimmt 10 mal von wildfremden Leuten gefragt worden, ob sie ein Foto von sich und uns machen können. Komische Sitte, aber wir haben Routine im Lächeln entwickelt und um Filmsternchen zu werden, müssen wir nur noch das Geben von Autogrammen üben.
- Reisen: Zusammengefasst kann man das Reisen in China mit drei Adjektiven beschreiben: Sicher, günstig und abwechslungsreich. Die öffentliche Sicherheit in China scheint exzellent. Männlein wir Weiblein können unbehelligt bei Tag und bei Nacht die Straße passieren, ohne Angst haben zu müssen, überfallen zu werden. Uns ist auf der Reise nichts weggekommen, kein Trickbetrüger hat uns angesprochen und seine billigen Tricks ausprobiert und nie gab es eine komische Situation, wie man es schon so oft z. B. am Mittelmeer erlebt hat. Günstig ist eigentlich fasst alles was zum Reisen benötigt wird: Für den kurzfristig gebuchten Flug haben wir je 620 Euro bezahlt, für eine Unterkunft im Hotel nach internationalen Standard legt man 25-35 Euro/Nacht für ein Doppelzimmer hin, die Bus- (10 Euro/250 km) und Schnellzugverbindungen (8 Euro/100 km) waren ebenso erschwinglich wie das Essen. Einzig der Eintritt in einen Park, einen Tempel oder Garten orientiert sich schnell an europäischen Preisen. Für „die schlanke Mark“ erhält man reisetechnische folglich sehr viel: Großartige Natur, traditionelle bis super moderne Städte und Monumentalbauten. USA, Australien und Süd-Amerika können da quantitativ und qualitativ nicht mithalten und sind deutlich teurer. Da Chinesen allerdings auch gerne ihr eigenes Land bereisen sollte man aufpassen, wann man fährt, denn sonst kann es mitunter trubelig werden. Ergo: China ist ein super günstiges und abwechslungsreiches Reiseziel.
- Sprache: Weil chinesisch uns Mitteleuropäern wegen der Schriftzeichen, aber auch wegen der Aussprache, so fremd vorkommt, denken wir, es ist schwer zu erlernen. Dabei sind einige chinesisch gesprochene Brocken sehr hilfreich auf einer Reise, da außerhalb von Peking und Shanghai kaum Englisch gesprochen wird. Annette hat sich nicht abschrecken lassen und sie hat einfach drauf losgelernt und viele tolle Webseiten gefunden, die einem das Lernen sehr vereinfachen. Dabei mussten wir feststellen: So schwer ist Chinesisch nicht zu erlernen. Die Aussprache ist ungewohnt aber im Prinzip einfach prononciert. Jedes Wort gibt es nur in seiner Grundform, muss nicht gebeugt werden und insgesamt werden nicht so viele Laute verwendet, wie in einer europäischen Sprache (ich denke hier gerade an die vielen s, ss, ß, sch, st, … -Laute im Polnischen, die mich zur Verzweifelung gebracht haben). Einzig wirklich schwere sind die Schriftzeichen, da man sie auswendig lernen muss und sie keinen Bezug zur gesprochen Sprache haben (ist halt ikonisch, keine Lautschrift). Also, nicht abschrecken lassen, ein paar Brocken sind einfacher gelernt als z.B. Polnisch und hier sind unsere Lerntipps: Ask Benny, Train Chinese und wichtig, Zahlen lernen!
- Staat: Der Kommunismus ist in diesem Land fast nicht präsent. Das erste mal habe ich Hammer & Sichel in Peking am Ende der Reise gesehen und dort gleich fotografiert. China wirkt viel mehr wie der Turbokapitalismus pur: Jeder ist fleißig, Dienstleistung wird groß geschrieben und überall wird gebaut. Erst in einem zweiten Blick fallen einem einige Unterschiede auf: Es gibt keine Obdachlose zu sehen, dafür viele Straßenkehrer und Security an jeder Ecke. Der Staat bezahlt kein Arbeitslosengeld, dafür scheint er für jeden einen Job vorzuhalten. Darüber hinaus ist die Anzahl der großen Staatsbetriebe nicht zu vernachlässigen. Wer hier einen Job haben möchte, muss in die Partei und sich dann an die Ein-Kind-Politik halten, sonst geht es mit der Karriere nicht weiter. Dafür hat man in der Partei durchaus Möglichkeiten, das gesellschaftliche Leben mitzugestalten, dies natürlich nur im großen Konsens. Grundsätzlich erhält man als Europäer in die wahren Umstände jedoch nur einen sehr oberflächlichen Einblick, deswegen beende ich an dieser Stelle meine Ausführungen und verzichte auf ein unqualifiziertes Resümee.
Hier nun das Fazit: China ist ein unkommunistisches, dafür kapitalisitisches Land, das Essen ist göttlich, die Menschen nett, die Reise abwechslungsreich und die Sprache nicht so schwer zu erlernen, wie es uns erscheint. Fahrt, bevor es teurer wird, es wird euch verzaubern!