5 Wochen war ich in Peru, die meiste Zeit davon in Lima. Das fordert eine abschließende Reflektion des Aufenthalts ein. Ich gebe zu, Peru stand bisher nicht auf meiner Reiseliste und ich hatte keine großen Vorstellungen, was mich hier erwartet oder was ich sehen und erleben möchte. Es stand ja auch das Arbeiten an der Uni im Vordergrund und schöne Freizeitaktivitäten sind eine nette Begleiterscheinung, jedoch nicht Hauptanliegen des Besuchs.
Lima als Stadt ist sehr fordernd: Der Straßenverkehr ist laut und chaotisch, ich hatte davon berichtet. Man geht inzwischen von 10 Millionen Einwohnern in der Metropolregion Lima aus. Das ist viel, es gibt aber noch andere Städte in Süd-Amerika, die sind deutlich größer. Der DAAD-Lektor aus Mexiko-Stadt (20 Millionen) findet Lima eine erholsame und gemütliche Kleinstadt. Dies Meinung teile ich nicht, wohne ich doch in einem Dorf Namens Hannover (0,5 Millionen) und habe andere Maßstäbe.
Über Lima gibt es aber viel Gutes zu berichten und es ist auf jeden Fall wert hier ein paar Tage zu verbringen und sich umzuschauen, bevor man das Land bereist oder verlässt. Denn erstmal ist Lima keineswegs so arm und kriminell, wie man es sich vorstellt. Die großen Stadtteile im Zentrum spiegeln eine 2-Welt-Stadt mit Trend zur 1-Welt-Stadt wieder. Überall sind gefestigte Straßen, Häuser aus Stein, Bürogebäude, Supermärkte und was man sonst noch aus der „zivilisierten“ Welt kennt. In Barranco, Miraflores aber auch anderen Stadtteilen kann man gut wohnen, die Nähe zum Pazifik ist toll und hat einen hohen Freizeitwert.
Lima hat etliche Museen zu bieten, die mit unseren locker mithalten könne, es gibt super leckere Restaurants, Theater und Live-Musik. Man kann hier wohnen, wie in einer westlichen Großstadt. Dazu das tolle Wetter: Es regnet quasi nie, im Sommer wird es nicht viel wärmer als 30 Grad, im Winter nicht viel kälter als 18 Grad. Einziger Wehrmustropfen: In den Wintermonaten ist es oft nebelig, die Sonne scheint dann selten.
Um die Armut zu sehen, die die Stadt ebenfalls begleitet, muss man an den Stadtrand fahren und dort finden sie sich dann die „Pueblos Jóvenes“, die „Jungen Stadtteile“. Die sind einfach, es gibt wenig Wasser, dem entsprechend keine schönen Grünanlagen und es ist staubig. Als „betuchter“ Mensch sollte man sich hier vorsichtig verhalten, besser man meidet diese Stadtteile.
Aber: Was heute noch arm ist, kann in 10, 20 oder 30 Jahren ein situierter Stadtteil sein. Denn etliche von den heute schönen Stadtteilen haben früher ebenso ausgesehen. Lima entwickelt sich gut, es hat ein funktionierendes Gemeinwesen, 18 % Mehrwertsteuer werden abgeschöpft und gut umverteilt. Es geht voran, hier entwickelt sich was.
Über Peru als Ganzes kann man nur sagen: Hier muss man einmal gewesen sein! Am besten man bringt Zeit mit. Machu Pichu ist nur der Höhepunkt der Andenkultur, den Titicaca-See, Arequipa, Nazca, Trujillo, Máncora sowie die riesigen Amazonaswälder sind ebenso sehenswert wie all die dazwischen liegenden eher unbekannten Orte, die oft ebenso Interessantes zu bieten haben. Mir war es nicht so bewusst, aber Peru bietet wirklich sehr viel. Ich habe mehrere Reisende gesprochen, die gesagt haben: Peru ist das schönste der südamerikanischen Länder! Ich war überwiegend in Lima, aber das was ich gesehen habe, das deutet schon sehr darauf hin, dass das stimmt. Werde ich jetzt meinem Lieblingsreiseland Argentinien untreu? Ein aktueller Vergleich muss her!
Wie bewerte ich Lima also zum Abschluss? Um es vorweg zu nehmen: Der Abschied ist mir wirklich schwer gefallen. Trotz der Herausforderungen und zweimaligen Lagerkoller habe ich mich sehr wohl gefühlt. Dabei war es nicht so wie in Argentinien, was mich vom ersten Moment gepackt hat. Peru greift einen langsam, sachte, so von hinten rum ans Herz und nach zwei Wochen lässt es einen nicht mehr los. Vielleicht liegt es an der unaufdringlichen Art der Peruaner, an ihrem Sinn für das Ästhetische und das gute Gefühl einer jahrtausendalten Hochkultur? Um es abzuschließen: Ich möchte wieder hin, am liebsten würde ich dort gerne ein Zeit lang dort wohnen und alles in Ruhe entdecken.
Um die Bilder anzuschauen, müsst ihr auf das Bild klicken.https://goo.gl/photos/rNgrMqycfe13gbvc8