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Peru: Abschied von Lima

Lima - Peru5 Wochen war ich in Peru, die meiste Zeit davon in Lima. Das fordert eine abschließende Reflektion des Aufenthalts ein. Ich gebe zu, Peru stand bisher nicht auf meiner Reiseliste und ich hatte keine großen Vorstellungen, was mich hier erwartet oder was ich sehen und erleben möchte. Es stand ja auch das Arbeiten an der Uni im Vordergrund und schöne Freizeitaktivitäten sind eine nette Begleiterscheinung, jedoch nicht Hauptanliegen des Besuchs.

Lima als Stadt ist sehr fordernd: Der Straßenverkehr ist laut und chaotisch, ich hatte davon berichtet. Man geht inzwischen von 10 Millionen Einwohnern in der Metropolregion Lima aus. Das ist viel, es gibt aber noch andere Städte in Süd-Amerika, die sind deutlich größer. Der DAAD-Lektor aus Mexiko-Stadt (20 Millionen) findet Lima eine erholsame und gemütliche Kleinstadt. Dies Meinung teile ich nicht, wohne ich doch in einem Dorf Namens Hannover (0,5 Millionen) und habe andere Maßstäbe.

Über Lima gibt es aber viel Gutes zu berichten und es ist auf jeden Fall wert hier ein paar Tage zu verbringen und sich umzuschauen, bevor man das Land bereist oder verlässt. Denn erstmal ist Lima keineswegs so arm und kriminell, wie man es sich vorstellt. Die großen Stadtteile im Zentrum spiegeln eine 2-Welt-Stadt mit Trend zur 1-Welt-Stadt wieder. Überall sind gefestigte Straßen, Häuser aus Stein, Bürogebäude, Supermärkte und was man sonst noch aus der „zivilisierten“ Welt kennt. In Barranco, Miraflores aber auch anderen Stadtteilen kann man gut wohnen, die Nähe zum Pazifik ist toll und hat einen hohen Freizeitwert.

Lima hat etliche Museen zu bieten, die mit unseren locker mithalten könne, es gibt super leckere Restaurants, Theater und Live-Musik. Man kann hier wohnen, wie in einer westlichen Großstadt. Dazu das tolle Wetter: Es regnet quasi nie, im Sommer wird es nicht viel wärmer als 30 Grad, im Winter nicht viel kälter als 18 Grad. Einziger Wehrmustropfen: In den Wintermonaten ist es oft nebelig, die Sonne scheint dann selten.

DSC_0567Um die Armut zu sehen, die die Stadt ebenfalls begleitet, muss man an den Stadtrand fahren und dort finden sie sich dann die „Pueblos Jóvenes“, die „Jungen Stadtteile“. Die sind einfach, es gibt wenig Wasser, dem entsprechend keine schönen Grünanlagen und es ist staubig. Als „betuchter“ Mensch sollte man sich hier vorsichtig verhalten, besser man meidet diese Stadtteile.

Aber: Was heute noch arm ist, kann in 10, 20 oder 30 Jahren ein situierter Stadtteil sein. Denn etliche von den heute schönen Stadtteilen haben früher ebenso ausgesehen. Lima entwickelt sich gut, es hat ein funktionierendes Gemeinwesen, 18 % Mehrwertsteuer werden abgeschöpft und gut umverteilt. Es geht voran, hier entwickelt sich was.

Über Peru als Ganzes kann man nur sagen: Hier muss man einmal gewesen sein! Am besten man bringt Zeit mit. Machu Pichu ist nur der Höhepunkt der Andenkultur, den Titicaca-See, Arequipa, Nazca, Trujillo, Máncora sowie die riesigen Amazonaswälder sind ebenso sehenswert wie all die dazwischen liegenden eher unbekannten Orte, die oft ebenso Interessantes zu bieten haben. Mir war es nicht so bewusst, aber Peru bietet wirklich sehr viel. Ich habe mehrere Reisende gesprochen, die gesagt haben: Peru ist das schönste der südamerikanischen Länder! Ich war überwiegend in Lima, aber das was ich gesehen habe, das deutet schon sehr darauf hin, dass das stimmt. Werde ich jetzt meinem Lieblingsreiseland Argentinien untreu? Ein aktueller Vergleich muss her!

Wie bewerte ich Lima also zum Abschluss? Um es vorweg zu nehmen: Der Abschied ist mir wirklich schwer gefallen. Trotz der Herausforderungen und zweimaligen Lagerkoller habe ich mich sehr wohl gefühlt. Dabei war es nicht so wie in Argentinien, was mich vom ersten Moment gepackt hat. Peru greift einen langsam, sachte, so von hinten rum ans Herz und nach zwei Wochen lässt es einen nicht mehr los. Vielleicht liegt es an der unaufdringlichen Art der Peruaner, an ihrem Sinn für das Ästhetische und das gute Gefühl einer jahrtausendalten Hochkultur? Um es abzuschließen: Ich möchte wieder hin, am liebsten würde ich dort gerne ein Zeit lang dort wohnen und alles in Ruhe entdecken.

Um die Bilder anzuschauen, müsst ihr auf das Bild klicken.https://goo.gl/photos/rNgrMqycfe13gbvc8

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Peru: Die antike Stadt „Pachacámac“ (Tag 4)

PachacámacDer letzte Tag meiner Reise galt der antiken Stadt Pachacámac, welche am Stadtrand von Lima liegt und von dem deutschen Archäologen Max Uhle maßgeblich bekannt gemacht wurde. Von meiner schönen Hotelanlage waren es 65 km Anreise, die ich in 1,5 Stunden schneller absolviert habe, als ich für den Lima-Stadtverkehr kalkuliert hatte. Dabei bin ich die legendäre Panamericana gefahren, eine fast durchgehende Straße von Alaska bis Feuerland. Da muss man aufpassen, dass das Reisefieber einen nicht packt und man einfach in Richtung Norden oder Süden weiterfährt. Hier in Lima ist die Panamericana ein Teil der Nord-Süd-Stadtautobahn und deswegen lag sie auf dem Weg.

Pachacámac erstreckt sich über ein größeres Areal, weshalb dort ein Rundkurs eingerichtet ist, den man mit dem Auto befahren kann. Wegen des Staubes, der Hitze und der anderen Autos bin auch ich mit dem Jimmy dort reingefahren. Irgendwie schon ein wenig US-amerikanisch mit dem Auto in solch einer Tempelanlage rumzukurven. Aber nunja, wir wollen uns nicht über Bequemlichkeiten beschweren.

Ich muss ehrlich sagen, ich hatte mir mehr von der Anlage versprochen. Mit Ausnahme vom Sonnentempel darf man den Weg nicht verlassen und sieht die Ruinen nur von weitem. Die meisten Teile der Stadt sind noch zerfallen, nur ein kleiner Teil ist bis jetzt restauriert worden. 12 Plätze werden beschrieben und für jeden gibt es ein kleines Schild mit ein paar Informationen. Vielleicht hätte ich eine Führung mitmachen sollen, dann wäre sicherlich mehr bei rum gekommen. Aber seht selbst, die schönsten Fotos habe ich hier hochgeladen.

Am Nachmittag habe ich das Auto zurück zu Sixt gebracht. Die Übergabe hat fast reibungslos funktioniert und danach war ich zum Essen eingeladen. Die Chefin des Departments für Bildung hat mich und ausgesuchte Kollegen zum Abschiedsessen eingeladen. Ich sach nur: Sehr lecker 🙂

Um die Bilder anzuschauen, müsst ihr auf das Bild klicken.https://goo.gl/photos/Uu8qnkNt9fvNNTAz6

Peru: Mit dem Jimmy nach „San Pedro de Casta“ (Tag 1)

Endlich hatte ich vier Tage Zeit, habe mir einen kleinen Geländewagen – einen Suzuki Jimmy – gemietet und eine Reise in die Berge gegönnt. Das raus Fahren aus Lima hat mich dann voll gefordert: Der Verkehr ist dem von Manila (Philippinen) eben würdig. Das ist  lange her, dass ich dort gefahren bin. Ich hatte einiges verlernt und mich ein paar mal erschrocken, wenn es eng wurde. Nach einer halben Stunde ging es dann. Man muss die Nerven bewahren und wie ein Fisch im Strom mitschwimmen, dann geht´s.

Lima erstreckt sich selbst in die Berge hinein ewig. Das erste mal, dass ich eine Baulücke am Straßenrand gesehen habe, da war ich 50 km außerhalb. Dann wurde es aber auch bald sehr urig, die Straße war nicht mehr asphaltiert und die eine oder andere Rinnsaldurchfahrt musste geleistet werden. Mein Navi – welches ich gut sichtbar am Innenspiegel befestigt hatte – verlor oft die Route. Die Karten sind einfach zu ungenau. Die Ausschilderung nach San Pedro war quasi nicht existent und ein paar mal musste ich nach dem Weg fragen.

DSC_0251Die Landschaft hingegen wurde immer atemberaubender – siehe Bilder: Tiefe steile Schluchten, ein tosender Fluss, der selbst vom Weiten noch laut zu hören war und nackte Felsen bis zum Abwinken. Je höher ich jedoch kam, desto mehr setzte die Vegetation ein. Hier scheint es mit der Baumgrenzen umgekehrt zu sein: Unten ist es zu trocken, da wächst nichts, oben hingegen schon. Die Straße wurde immer enger, die Schluchten steiler und tiefer. Irgendwann habe ich den Allrad an gemacht. Der Jimmy drehte hinten immer durch und hüpfte bei den vielen Schlaglöchern ständig vorne auf. Mit Allrad fuhr er deutlich sicherer. Mit einem PKW wäre es noch irgendwie gegangen, vernünftige Fahrer wären aus Liebe zu ihrem Fahrzeug aber umgekehrt.

Die letzten 20 km bin ich aus dem 1 Gang nicht mehr rausgekommen. 25 km/h waren das höchster aller Gefühle. Die letzten km – mein Navi war längst der Meinung, wir seien da – habe ich nicht mehr geglaubt San Pedro zu erreichen. Das letzte mal, dass ich jemanden gesehen hatte, war eine Stunde her. Irgendwann kamen mir dann Sportler auf ihrem Fahrrad entgegen und versicherten mir, dass ich gleich da sei. Eine alte Omi saß am Wegesrand und bat mitgenommen zu werden. Keine Zähne mehr im Mund, bestimmt 70 Jahre auf dem Tacho und wusste nicht, wie man eine Autotür öffnet. Aber Bomben Stimmung und nur am lachen. Verstanden haben wir uns jedoch nicht so recht. Sie hört nicht mehr so gut war ihre Aussage – willkommen im Club dachte ich mir 😉

In San Pedro angekommen gleich ein Hotel gefunden (10 Sol/Nacht, also 3 €) und mit der Kamera los geflitzt und Fotos vom Dorf gemacht. Tolles Licht, urige Gebäude, quasi keine Autos und alles noch Selbstversorger. Dafür eine tolle intakte Dorfgemeinschaft, jeder grüßt jeden und man hat immer Zeit für einen Plausch (auch mit den Touristen). Abends dann für 10 Sol leckere Flussforelle gegessen und Alfredo aus Mexico kennen gelernt. Er ist für 10 Monate in Südamerika unterwegs und das ist sein letzter Abstecher. Übermorgen soll es zurück nach Lima, einen Tag später zurück nach Mexico gehen. Smarter cooler Typ, 24 und seinen Vorschlag, morgen mit ihm auf den Berg zu steigen, nehme ich gleich an.

Ein wenig Bauchschmerzen hatte ich dabei jedoch schon – Warum? Ich war nach San Pedro gefahren, um mich an die Höhe zu gewöhnen. Das liegt hier auf 3200 Meter und ist ein guter Einstieg. Schon auf den letzten Metern im Auto habe ich gemerkt, dass mein Mageninhalt sich irgendwie zusammenzieht, obwohl mir nicht wirklich schlecht war. Dafür hatte ich leichte Kopfschmerzen und einen verspannten Nacken. Vorboten der Höhenkrankheit, ich habe sofort mit entsprechenden Medikamenten gegen gesteuert und die haben gewirkt. Würde ich so den Berg morgen mit dem Doping besteigen können? Das erfahrt ihr im nächsten Beitrag 🙂

Um die Bilder anzuschauen, müsst ihr auf das Bild klicken.

Peru: Taxi fahren in Lima

Von meinem Hotel zur Universität sind es 15 km übelster Stadtverkehr, also ein ganzes Stück. Man kann mit den öffentlichen Bussen hier recht günstig fahren, das aber ist sehr zeitraubend (ca. 1 Stunde), man sitzt schlecht und wenn man Pech hat, sind die Klamotten hinterher dreckig. Der Preis ist dafür unschlagbar. Für knapp 1 € kommt man hin und für einen weiteren zurück. Jeden Tag zwei Stunden im Gestank der Autos und der Achtsamkeit, dass einem das Laptop nicht geklaut wird, muss ich nicht haben. Also fahre ich meistens mit dem Taxi. Das ist in den meisten Fällen bequemer, als mit dem Bus. Aber Taxi fahren hat auch seine Eigenheiten und darüber berichte ich hier:

Als erstes muss der Preis ausgehandelt werden, denn es gibt kein Taxameter. Mann oder Frau winkt also ein Taxi an der Straße ran, es hält, man springt an das Fenster des Fahrers und sagt, wo man hin will. Er nennt einem dann einen Preis, normalerweise ist der überzogen und das Verhandeln geht los. Ich gebe zu, von Natur aus bin ich kein Händler, aber will man sich nicht täglich über den Tisch ziehen lassen und der dumme Gringo sein, muss verhandelt werden. Drum ist der Taxifahrer ab diesem Moment Opfer aller meiner hier erlernten Psychotricks:

1. Sehr beschäftigt und zügig ans Taxi rantreten und sehr bestimmt sagen, wo man hin will. Sprachlich orientiere ich mich dabei an der spanischen Ausprache, sie ist viel härter als die der Peruaner und wirkt dadurch sehr bestimmend (die Kolonialgeschichte scheint auch an der Sprache nicht spurlos vorbeigegangen zu sein). Es ist hier wichtig, dass er mich nicht als Tourist wahrnimmt, sonst wird das alles gleich sehr teuer. Als Gringo macht er mir so oder so einen Aufschlag.

2. Fängt der Taxifahrer an zu denken schiebe ich sofort Details zur Route nach, also wo er lang fahren soll. Er soll halt nicht lange denken und ihm soll klar sein, dass ich weiß wo ich hin will.

3. Jetzt kommt der garantiert überhöhte Preis (20-25 Sol; 7-8 € ), weil die Taxifahrer sind ja auch nicht ganz dumm.

4. Jetzt Gegenpreis nennen. Es gibt so eine untere Linien, für die fahren die Jungs meistens noch, die wird genannt und ist somit würdig: 12 Sol (4 €).

5. Jetzt kommt er, er wird was von viel Verkehr erzählen, weitem Weg und ggf. ein wenig empört sagen, dass er mind. 18 Sol (6 €) benötigt.

6. Das ist noch zuviel. Man kann ihn jetzt nicht bloßstellen, man muss ihm entgegen kommen. Ich nenne dann 14 Sol. Kommt er mir dann nicht entgegen sage ich, ich würde niiiiiieeeee mehr als 15 Sol (5 €) zahlen. Harte Taxifahrer wollen sich darauf manchmal nicht einlassen.

7. Ab jetzt hilft smart sein: Lächeln, ggf. mit den Augen schielen, dann müssen die harten Jungs auch lächeln und dann sitzt du drin. Er hat trotzdem eine gute Fahrt, denn die Peruaner hätten ihm nur 13 Sol bezahlt, aber so what. Damit kann ich leben.

Stephan – also Prof. Paulini, der DAAD-Lektor für Perú – ist der Meinung, dass Taxi fahren hier viel besser ist als sich mit dem eigenen Auto zu bewegen. Man muss selber nicht fahren, preislich gibt es sich nicht viel und du hast kein Risiko wegen Totalverlust und kein Ärger mit Polizei und Reparaturen. Selbst für mich als leidenschaftlichen Bullifahrer klang das einleuchtend und sehr vernünftig, ich habe ihm unmissverständlich zugestimmt. Stephan fährt immer mit dem Taxi.

Taxi in LimaNach fast vier Wochen Taxi fahren wünsche ich mir nichts sehnlicher als ein eigenes Auto! Viele Taxis sind total abgerockt. Wenn du dich reinsetzt, fällst du auf das Bodenblech durch, so ausgeleiert sind die Sitze. Mindestens die Hälfte der Taxifahrer fährt wie die letzte Sau, die Hupe bedarf eher eines Unterbrechers als eines Einschalters. Da fast alle auf eigene Rechnung fahren sitzen sie 7 Tage die Woche am Lenker. Die nervliche Belastung des Straßenverkehrs in Lima merkt man ihnen an. Sie zucken, rutschen nervös auf dem Sitz herum und schalten andauernd an irgendwelchen Schaltern herum, dessen Sinn sich nicht mal einem alten Autoschrauber wie mir erschließen will. Etliche haben auch die Angewohnheit den Straßenlärm durch ein 120 dB lautes Radioprogramm zu übertönen. Die High-Rotation von NDR1-Lima kenne ich bereits auswendig. Stephan, ich bin jetzt anderer Meinung!

Anbei habe ich euch ein Foto von einem Taxi angehängt. Also, genießt eure Ausfahrten im eigenen Auto, mit der Bahn, mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Das ist purer Luxus, euch geht es verdammt gut 😉

Peru: Museo Metropolitano de Lima & Museo Oro del Perú

Am Ostersonntag war auch für mich arbeitsfrei, ich kann ja nicht ganz durcharbeiten. Auf meiner Agenda standen heute zwei Museumsbesuche die spannend waren: Zuerst bin ich ins stadtgeschichtliche Museum von Lima gegangen (Museo Metropolitano de Lima). Das Museum kann jedoch nicht selbständig exploriert werden, man muss mit bzw. in einer Gruppe durchgehen. So hieß es folglich sammeln und dann in der Horde rein ins Museum, wir waren ca. 20 Leute. Das Museum als Museum zu bezeichnen fällt mir schwer. Es war eine Aneinanderreihung von stadtgeschichtlichen Filmen in unterschiedlichen Räumen, die für die jeweils dargestellte Epoche hergerichtet waren, bsp.: Wenn der Einfluss der spanischen Kirche gezeigt wurde, dann wurde man in einen Raum gelassen, der wie eine Kirche von innen aussah. Dort wurde dann ein entsprechender Film gezeigt. Highlight war die Darstellung des Erdbebens in 3D und bedrohlich wackelnden Kinosessel. Der Film über die Waki (600-900 n.Chr.), die regelmäßig 12-16 jährige Mädchen aus gutem Hause geopfert haben, dürfte Slasherfilm-Fans gut gefallen. Die Enthauptung eines Mädchens sowie eine nachfolgende Kampfszene, in der der Untergang der Waki gezeigt wird, lässt keine Details aus und setzt im richtigen Moment auf Slowmotion. Ob die dabeigewesenen Kinder heute Nacht gut schlafen? Auch wenn etliche Filme erzählerisch gut gemacht waren – im übrigen alles auf Spanisch und kaum belästigende historischen Hintergründe – war ich froh, als ich nach 90 Minuten raus war. Freizügigkeit und weniger Multimedia wäre aus meiner Sicht angebracht, um das Konzept – für mich – ansprechender zu machen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es dem Großteil der Besucher hier gut gefällt. Hierzu gibt es keine Bilder, fotografieren ist dort nicht möglich.

TumiNach soviel Multimedia stand das Goldmuseum (Museo Oro del Perú) auf meiner Entdeckerliste. Der Eintritt mit 33 Sol (ca. 10 Euro) ist für hiesige Verhältnisse schon ganz ordentlich (das vorhergehende Museo Metropolitano hat gerade mal 4 Sol, ca. 1,2 Euro gekostet), kann jedoch als lohnenswerte Reiseausgabe verbucht werden. Denn in diesem Gebäudekomplex verbergen sich weltbekannte Goldschätze der Inka-Kultur. Als erstes muss man durch die Waffenkammer des Museums und die ist umfangreich und ebenfalls sehenswert. Ich habe noch nie so viele Waffen der unterschiedlichsten Gattung auf einmal gesehen und würde Lima morgen angegriffen, mit diesem Waffenarsenal hätten sie eine Grundausstattung, um sich gegen die Eindringlinge zu wehren. Es geht mit dem Mittelalter los und viele Ritterrüstungen sind in Vollausstattung inkl. der gesamten, damals für einen Ritter üblichen, Waffenausstattung ausgestellt. Dann geht es weiter mit Vorderladern, Repetiergewehren, Revolvern, Pistolen und Maschinengewehren. Die Sammlung der letzten Jahre fokussiert auf Pistolen besonders bekannter Politiker und Generäle wie Pinochet (Chile), Fidel Castro (Cuba) oder John F. Kennedy (USA). Fragt sich, ob die Schenkenden der aufwendig verzierten Waffen bei der Schenkung die Selbstverteidigung oder das Werkzeug für die Selbsttötung der Beschenkten im Sinn hatten 😉

So, ich habe aber Gold versprochen! Dafür musste man im Museum in den Keller und dort fanden sich all die vielen Vorlagen für den auf der ganzen Welt populären Inkaschmuck. Ich denke, wer diese Art von Schmuck leiden mag, ist hier genau richtig. Alles echtes Gold und wirklich sehr schöne Ketten mit z.B. türkisfarbenen Steinen im Wechsel mit Goldkugeln. Sehr imposant fand ich die Masken der Sonnengötter sowie die dazugehörigen goldenen Handschuhe. Ebenfalls zu sehen gab es richtige Mumien sowie etliche Totenschädel getöteter Gegner. Auch gezeigt wurden Schädel, deren Decken aufgeschlagen und später das Loch mit einer Metallplatte verschlossen wurde. Ich habe dazu einmal im Germanistikstudium einen Text gelesen. Angeblich wurde durch diese Maßnahme der Kontakt zu den Geistern bei Priestern intensiviert. Hier wurde der Sachverhalt leider nicht weiter erläutert. Aber schaut euch selbst die illegalen Fotos an, denn man durfte nicht fotografieren (leider sind die Fotos auch nicht so gut geworden, es war schwer in dem Kunstlicht gute Ergebnisse zu erzielen). Mir hat es sehr gut gefallen – die Innenausstattung ist übrigens sehr geschmackvoll – und ich muss sagen, es ist ein Muss sich dieses Museum anzusehen.

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Peru: Wochenendausflug zum Asia Play und Cerro Sur

Am Wochenende war ich von einer Kollegin der Uni eingeladen mit ihrer Familie (Mann, Schwiegermutter und Schwägerin) in ihr Ferienhaus, ca. 100 km nördlich von Lima, mitzukommen. In Vorbereitung auf die Hinfahrt musste ich als erstes feststellen: Du weist ja noch gar nicht, wie es außerhalb der Stadt aussieht. Es wird gesagt, dass Lima die größte Wüstenstadt der Erde sei. Mit geschätzten 16 Millionen Einwohnern kann das durchaus sein, nur wenn man in der Stadt lebt, dann merkt man nicht viel davon. Mit verlassen des Stadtkerns – und damit der gut situierten Stadtteile – merkt man schnell: Ohne Wasser wächst hier nichts. Hat man die Stadtgrenze verlassen ist klar: Wüste! Die verbleibenden 80 km bis zum Ferienhaus der Familie finden sich nur Stein- und Sandgebirge. Nur selten, wenn ein Fluss aus den Bergen kommt, entsteht eine grüne Landschaft, die dann dicht besiedelt ist. Ohne Wasser, keine Zivilisation.

Asia PlayaDas Ferienhaus der Familie selber lag in einer sehr schönen Ferienanlage am „Asia Playa“. Viele großzügige Häuser mit schönen Grünanlagen. Langer Sandstrand und gleich daneben ein Pool. Denn die Wassertemperatur ist aufgrund des von der Antarktis hochziehenden Humboldtstroms mäßig. Es waren ca. 15 Grad C., viel wärmer wird es auch im Sommer nicht – trotz 30 Grad C. Durchschnittstemperatur. Es hat trotzdem Spaß gemacht und da man gegen die Wellen ziemlich ankämpfen muss, kommt es einem nicht so kalt vor. Abends sind wir dann Essen gegangen. Um die Ecke lag eine riesige Shopping-Mal mit drumherum liegenden Fitness-Center, Restaurants, Möbelhäusern, Kart-Bahn, Autohäusern und was sonst noch das Herz begehrt. Alles nur für die Feriensiedlungen, im Winter ist hier geschlossen. Ich gebe zu, nicht so mein Stil, auch wenn das Essen lecker war.

Dafür sind wir am nächsten Tag noch ein Stückchen weiter die Panamericana in Richtung Süden gefahren, damit der Mann meiner Kollegin Wellenreiten konnte. Es ging nach Sur Cerro, ein einfacher Ort, der seine Existenz einer alten Hafenanlage verdankt (die heute nicht mehr im Betrieb ist). Es war dort bei weitem nicht so schön wie in der Ferienanlage der Familie, aber ich fand es viel uriger, nicht so elitär und mir hat es gut gefallen. Danach ging es dann wieder auf der Panamericana nach Lima zurück. Ein schöner gelungener Wochenendausflug 🙂

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