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China: Einblicke

Dipu (5 Tage) ist die Stadt des Kreises Anji (安吉县; Ānjí Xiàn), damit Teil der Region Zehjiang und fasst ca. 500.000 Einwohner. Um die Privatsphäre des Brautpaares sowie der Familie nicht zu verletzen, verzichte ich hier auf die Darstellung der schönen Hochzeit. Nur eins sei hier erwähnt: Die Gastfreundschaft war überwältigend – wenn auch eine Kommunikation ohne Übersetzer schön gewesen wäre – aber dafür müssen wir erstmal Chinesisch lernen 😉 Die Stadt selber ist ordentlich und große Teile sehr modern, da in den letzten Jahren viel neugebaut wurde. Dipu ist allerdings eher eine nüchterne Provinzmetropole. Sehr gut hat uns jedoch der Bambus Park gefallen, der die vielen verschiedenen Bambusarten eindrucksvoll und schön anschaubar macht. Auch gibt es dort Pandabären zu sehen.

Huang Shan (6 Tage) bezeichnet ein international berühmtes Gebirge in der Provinz Anhui, welches für seine abstrakten Felsformationen bekannt ist. Huang Shan (黄山; Huáng Shān) ist sowohl UNESCO Weltnatur- als auch Kulturerbe und diente oft als Filmkulisse, z. B. in „Karate Kid“ oder aktueller dem 3D-Film „Avatar“. Touristisch ist es hier voll erschlossen und es scheint fast, als ob jeder Chinese einmal in seinem Leben auf dem Mt. Huang Shan gewesen sein muss. Wir hatten Glück, da absolute Nachsaison war und vielleicht 1/50 der Tagesbesucherzahlen zugegen waren. Wir sind auf den schönen Wegen gewandert und viele viele Stufen auf- und abgestiegen. Denn die Wanderwege sind gut ausgebaut und da die Berge so steil sind, geht es fast immer Stufen hoch oder runter. Das Highlight ist die Fahrt auf den Mt. Huang Shan und leider auch nicht ganz billig. Eintritt und Seilbahn schlagen mit knapp 40 €/Person zu Buche. Wir waren am 1.12. auf dem Mt. Huang Shan und hatten leider der Jahreszeit angepasstes Wetter: Eiskalter Regen, vereiste Bäume, starker Wind und Nebel. Es war trotzdem sehr schön, da dies eine eigenartige Stimmung ausmachte. Den Abstieg haben wir dann ohne Seilbahn bewerkstelligt, was ca. 2 Stunden Teppen absteigen bedeutet und zu empfehlen ist. Fazit: Ein muss  für Jeden, der in die Ecke kommt und nicht zur Hauptsaison fährt. 3 Tage Wandern sind angebracht, um sich all die Berge, Felsen, Wälder und Tempel anzusehen. Unsere Unterkunft in der „Pine Ridge Lodge“ direkt am Südtor der „Huang Shan Scenic Area“ können wir ebenfalls sehr empfehlen, da es nicht so eine Hotelburg ist.

Hangzhou (3 Tage) war einmal die Stadt des Kaisers und liegt an einem schönen See, der mit geschmackvollen Uferpromenaden, Gärten und Tempeln bestückt ist. Hier zeigt sich die klassische Landschaftsarchitektur, wie wir sie von China erwarten: Ausgeglichen, vielfältig und reichlich mit Pagoden garniert. Wir haben direkt in der Altstadt von Hangzhou (杭州; Hángzhōu) gewohnt (Green Three Inn in der 211-215 Middle Zhongshan Road), nicht unweit vom See. Zuerst haben wir uns diese zu genüge geführt und in all den schönen kleinen Geschäften gestöbert. Besonders interessant fand ich eine alte Apotheke, in der getrocknete Haifischflossen, Pilze und Echsen angeboten wurden. Auch haben wir in einer sehr engen Gasse gegessen, wo viele lokale Spezialitäten angeboten wurden. Es war günstig und einfach. An den kleinen Tischen standen riesige Mülleimer und sobald man eines der kleinen Gerichte verputzt hatte, flog die Verpackung dort rein. Die Promenade am See hat uns ebenfalls mit den schönen Gartenanlagen sehr gefallen. Sie lädt zum verweilen ein und man kann den vielen Künstlern zwischendurch bei ihren Aufführungen zuschauen. Wir haben das Ostufer entspannt einen Tag auf uns wirken lassen. Ebenfalls gut hat uns der Lingyin Tempel gefallen. Er liegt im Osten der Stadt und zieht sich langsam die Berge dort hoch. Zwar ist er touristisch voll erschlossen, aber die meisten Besucher gehen nur zum Haupttempel. Wir haben uns dann die den Berghang hochgebauten vier weiteren Tempel angeschaut. In jedem der Tempel war eine andere Darstellung von Buddha zu sehen: Der dicke lachende Buddha, der schlanke Stehende und der Meditierende. Dann sind wir weiter den Berg rauf und haben uns die kleineren Tempel angeschaut. Die waren eigentlich schöner, da sie von innen liebevoller verziert waren und frische Blumen den Anschein weckten, als wenn hier regelmäßig gebetet wird. Vom obersten der kleinen Tempel hat man dann einen sehr schönen Blick auf Hangzhou, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Alles in allem hat uns Hangzhou sehr gut gefallen und es wird nicht umsonst als eine Blüte der chinesischen Städte bezeichnet. Ergo: Ein Muss wenn man in der Ecke unterwegs ist.

Shanghai (3 Tage) ist eine Stadt der Superlative. Schon die Anreise mit dem Schnellzug war spektakulär. Von Hangzhou nach Shanghai (上海;  Shànghǎi) sind es 160 km und dafür braucht der Zug mit einem Zwischenstopp 45 Minuten. Die Landschaft zwischen den beiden Städten ist durchgängig besiedelt, einsam wird einem hier nicht. Der Bahnhof fasst ca. 20 Gleise, auf dem nur die schnellsten Fernzüge zu sehen sind (Shikansen und ICE3). Die Empfangshalle, die den Busbahnhof, die Metro, den Flughafen und die Züge miteinander verbindet, ist mindestens 2 Kilometer lang, nagelneu und blitzeblank sauber. Mit der Metro ist man bis zum Zentrum eine Stunde unterwegs. Zuerst haben wir uns die Nanjing Road angeschaut. Das ist „die“ Einkaufsmeile in China und entsprechend gut – aber auch teuer – kann man hier einkaufen gehen. Wir fanden es nicht so spektakulär, nun sind wir aber beide auch keine großen „Shopper“. Die um die Nanjing Road liegenden modernen Hochhäuser lassen jedoch schon erwarten, dass hier nicht gekleckert wird. Danach sind wir mit der Metro auf die andere Seite des Huangpu River nach Pudong gefahren und haben uns die Skyline von Shanghai angeschaut. Von der Größe und Vielfalt übertrifft es meine Erlebnisse von New York und Singapore. Es ist einfach alles eine Nummer größer, geschmackvoller und moderner. Vom Jinmao Tower hat man dann einen schönen Überblick über die Stadt und natürlich die anderen Skyskraper. Danach sind wir ins „Shanghai Urban History Museum“, in dem wir zwei Stunden lang die Stadtgeschichte erkundeten. Das hat uns einen sehr schönen Einblick gegeben und uns gezeigt, dass Shanghai fast von jeder Generation neu erfunden wird. Der Trend dabei unübersehbar: Moderner und größer! Auch haben wir uns das „Shanghai Urban Planing Exibition Center“ angeschaut. Die ersten beiden Etagen decken sich zwar mit dem „S. Urban History Museum“, danach bekommt man aber noch einen guten Einblick in die Stadtplanung und -gestaltung. Es ist nicht so ein historischer sondern ein planerischer Zugang zur Stadtgeschichte. Ebenfalls sehr empfehlenswert. Nicht so spektakulär fanden wir den People´s Square, vielleicht war es aber auch einfach zu voll dort. Alles in allem ist Shanghai eine Superlative der Moderne. Unser Urteil: Sehr sehenswert!

Peking (4 Tage) lässt sich von Shanghai gut mit dem Schnellzug erreichen. Für 1200 km benötigt dieser 5 Stunden. Zu sehen gibt es zwischendurch nichts Großartiges: Die Ausläufer der beiden großen Städte, Wüste und Landwirtschaft. Man kann beruhigt seinen Reiseführer lesen und sich auf Peking (北京; Běijīng) vorbereiten. Die Ankunft ist ähnlich wie in Shanghai, wenn auch nicht so gut organisiert – es ist enger und es wird gedrängelt. Mit der Metro sind wir in die Stadt und haben uns dort ein Taxi zu unserem Lu Song Yuan Hotel (No. 22 Banchang, Kuanjie, Bejing 100009) genommen. Dieses lag direkt in einem der traditionellen Viertel im Zentrum, welche durch niedrige Gebäude (1-2 Stockwerke) und kleine Gassen geprägt sind. Diese werden als Hutongs bezeichnet und hier fühlte ich mich dann so, wie ich mir China vorgestellt hatte. Es war alles klein, verwinkelt, verschiedene Geschäfte boten alles mögliche zum Verkauf an und das Essen war gut und günstig. Unser Hotel war Teil eines Hutongs und verfügte durch seine Größe über einen eigenen Wohnhof. Dieser Wohnhof wird als Siheyuan bezeichnet und war sehr idyllisch – schauten wir doch direkt aus unserem Fenster dort drauf. Leider habe ich mir eine heftige Erkältung eingefangen, so dass ich Nase triefend und hustend drei Tage im Bett bleiben musste. So blieb uns nur ein gemeinsamer Tag für das Sight-Seeing, an dem wir als erstes die Verbotene Stadt aufsuchten. Wir sind vom Südeingang rein und die vielen, hintereinander gereihten Audienzgebäude mit ihren großen Vorhöfen waren sehr beeindruckend. Erst am Ende verstanden wir, warum man von einer Stadt spricht. Denn der nördliche Teil birgt viele kleine Gebäude, in denen das Personal, die Konkubinen und die Verwaltungsbeamten gewohnt haben. Diese Gebäude wiederum waren in kleinen Einheiten gefasst, die von hohen Mauern voneinander abgetrennt waren. Wer wo zu- und abgehen durfte, war streng geregelt. Nach 2,5 Stunden und Minusgraden hatten wir Appetit auf Essen und Wärme. Danach ging es raus zum Olympia Park, um uns das Olympiastadion, das so genannte „Bird Nest“ anzusehen. Ebenso beeindruckend fanden wir auch die blauschimmernde gegenüberliegende Schwimmhalle deren Außenwand wie vergrößerte Wassertropfen aussahen und eindrucksvoll von innen beleuchtet waren. Im dunkeln sind die beiden Gebäude wirklich sehr hübsch anzusehen. Alles in allem hat uns Peking sehr gut gefallen und es ist für mich die chinesischste aller besuchten Städte gewesen. Hier hätte ich wirklich gerne noch mehr Zeit verbraucht! Fazit: Ebenfalls sehr empfehlenswert.

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China: Dipu, Huang Shan, Hangzhou, Shanghai und Peking in 22 Tagen

China, das Reich der Mitte und Land des Lächelns stand schon lange auf meiner Wunschliste der zu bereisenden Länder. Wie ist es wohl das Lande der kulturellen Superlative? Wie fühlt es sich an in einer Nation von 1,3 Milliarden Menschen unterwegs zu sein und wie präsent ist der Kommunismus in einem der prosperierensten Staaten der Welt?

Diese und viel mehr Fragen bewegten mich schon eine ganze Weile und da kam die Gelegenheit ganz recht, zu einer Hochzeit nach Dipu zu fahren. Ein sehr guter Freund von mir heiratete eine Chinesin und wir (Annette und ich) wollten natürlich den Beiden vor Ort Beistand leisten. Also buchten wir einen Flug, reichten Urlaub ein und flogen mit der ganzen Familie des Bräutigam sowie Arbeitskollegen der Braut mit nach Dipu. Die erste Woche verbrachten wir mit dieser netten Gruppe und feierten ausgiebig die Hochzeit. Danach setzten wir uns ab und reisten alleine weiter. Über Huang Shan, Hangzhou, Shanghai und Peking ging der Trip mit Taxen, Bussen und Hochgeschwindigkeitszügen:

Die nachfolgenden beiden Beiträge geben meine Einblicke & Eindrücke dieser Reise wieder. Dort findet ihr jeweils einen kurzen Einblick in die von uns besuchten Städte bzw. der Regionen und dem, was wir dort unternommen haben und wie es uns gefallen hat. Abschließend habe ich meine Eindrücke in die Themen Essen, Menschen, Reisen, Sprache und Staat zusammengefasst und niedergeschrieben, bevor ich ein Fazit ziehe.