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Ukraine: In der Kantine von Tschernobyl

TschernobylDer alljährliche Kurztrip mit meinem Kumpel Matze führte uns nach Kiew und in diesem Rahmen haben wir uns vorab nach Sehenswürdigkeiten umgeschaut. Dabei bot sich ein Tagesausflug nach Tschernobyl an – nicht billig, immerhin 80 Euro wurden vom Reiseveranstalter ausgerufen – aber nach kurzer Bedenkzeit und Recherche, wie hoch denn die Strahlenbelastung bei solch einem Besuch sei, haben wir dieses – zumindest für uns – ungewohnte Ziel gebucht. Um es vorwegzunehmen, die Strahlenbelastung für einen Tagesausflug wird mit fünf Flugstunden gleichgesetzt, eine Bewertung vom Reiseveranstalter die ein Freund von mir – promovierter Physiker – für denkbar hielt. Damit war die Sicherheitsfrage für uns positiv beantwortet, auch wenn für mich ein mulmiges Gefühl verblieb. Denn atomare Strahlung war für mich als Laie eine sehr abstrakte Gefährdung, die ich nicht bewerten konnte. Die hier gewählte Vergangenheitsform legt nahe, dass sich diese Bewertung verändert hat. Wie? Das legen die nachfolgend fünf skizzierten Eindrücke sowie das anschließende Fazit dar:

Morgens um 8 Uhr hieß es beim Reiseveranstalter vorstellig zu werden und insgesamt wurden knapp 20 Touristen aus aller Herren Länder in einen langen, modernen sowie klimatisierten Mercedes Sprinter geladen und in zwei Stunden nach Tschernobyl kutschiert. Beim Check-In in Kiew hatte man noch die Möglichkeit einen weißen Overall und Schuhstülpen zu erwerben sowie einen Geigerzähler zu mieten. Wir haben nichts davon mitgenommen. Bezüglich der Bekleidung wurde darauf hingewiesen, dass lange Kleidung zu tragen sei, denn darauf wird durchweg im Sperrgebiet geachtet. Mehr ist nicht nötig. Die zweistündige Fahrt war unspektakulär, wir haben fehlenden Schlaf nachgeholt und die Landschaft studiert. Die Ukraine zeigte sich uns außerhalb von Kiew als dünnbesiedelt sowie land- und forstwirtschaftlich geprägt.

Angekommen am Sperrgebiet hieß es Reisepass vorzeigen und unsere Reiseleiterin bestieg den Sprinter. Dieser Checkpoint war der Eingang zur 30 km Sperrzone, die das havarierte AKW abschirmt und die man ohne Autorisierung nicht betreten kann. Jede und jeder, die oder der hier rein oder raus will, wird kontrolliert und muss eine Zugangsberechtigung haben. Als Tourist kommt man ohne Reiseveranstalter nicht hinein, was schon alleine sicherheitstechnisch betrachtet selbstredend ist. Hier zeigte sich, dass wir keineswegs die einzigen Mutigen waren, denn es standen dort knapp 10 weitere Sprinter und warteten auf Einlass. Im Laufe des Tages erfuhren wir, dass bis zu 2000 Leute täglich einen Tagesausflug absolvieren. Wir haben es mal hochgerechnet und 500 Leute pro Tag im Jahr angenommen (im Winter wird hier deutlich weniger los sein), dann würden 180.000 Menschen pro Jahr Tschernobyl besuchen, eine betriebs- und volkswirtschaftlich betrachtet beachtliche Menge oder anders gesagt, sicherlich ein gutes Geschäft.

So drängte sich der erste Eindruck auf: Aus der Katastrophe wird inzwischen Kapital geschlagen. Vor dem Hintergrund der Toten sicherlich fraglich, vor dem Hintergrund der Lebenden, die in einem wirtschaftlich und politisch derzeit schwierigen Land um bezahlte Jobs ringen, eine für mich nachvollziehbare Vorgehensweise.

Nach dem Checkpoint legte unsere Reiseleiterin mit einer ausführlichen Sicherheitsbelehrung los und erläuterte, was wir alles nicht machen dürfen: Uns von der Gruppe entfernen, den Weg verlassen, Gebäude alleine betreten und kurze Kleidung tragen. Im Laufe des Tages erlebten wir, dass sie die Regeln sehr ernst nahm und zwei Gruppenmitglieder ordentlich zusammenfaltete, weil diese aufgrund der Hitze ihre langen Oberteile ausgezogen hatten. Der Grund für lange Kleidung ist dabei recht einfach: Das Problem ist nicht die erhöhte Reststrahlung in der Luft sondern es sind herumfliegende unsichtbare Partikel, die sehr stark strahlen und sich in der Kleidung verfangen. Passiert dies, müssen die Sachen gewaschen werden und können mitunter wieder verwendet werden. Wenn die Partikel aber auf der Haut landen, dann richten sie einen deutlich höheren Schaden am Menschen an und statt der Kleidung muss die Person dekontaminiert werden. Das heißt duschen und mitunter Haare abrasieren sowie Jodtabletten nehmen. In diesem Zusammenhang erklärte unsere Reiseleiterin auch, dass Gefahren ebenfalls von so genannten Hotspots in der Landschaft ausgehen. Ein Hotspot ist ein besonders stark verseuchter Punkt und kann alles sein, eine kleiner Flecken Boden, eine Eisenstange oder ein Gartenzaun. Unterwegs zeigte sie uns solche Hotspots, die nur mit dem Geigerzähler identifiziert werden können und nicht betreten oder berührt werden sollten. Wenn Menschen dekontaminiert werden können, dann können natürlich auch solche Hotspots entfernt werden, was die so genannten Liquidatoren viele Jahre hier vollzogen haben, um dieses Gebiet auf den Hauptwegen wieder begehbar zu machen. Die Hotspots sowie umherfliegende Partikel sind auch der Grund, warum man im Laufe des Tages etliche male durch einen Ganzkörperscanner muss. Dort wird dann geprüft, ob sich strahlende Partikel auf der Kleidung abgesetzt haben. Fahrzeuge, die die Sperrzone verlassen, werden darüber hinaus besonders an den Reifen und in den Radkästen geprüft. Denn alles was aus dem Sperrgebiet raus getragen wird würde den Rest des Landes punktuell verseuchen. Dies ist natürlich nicht gewünscht, weil es mit einer hohen Gefährdung der Zivilbevölkerung einhergeht. Deswegen also die vielen Kontrollen.

Zweiter Eindruck der sich über den Tag auch durch andere Erklärungen und Erlebnisse verfestigte: Man kann die Kontaminierung messen und ihr gezielt begegnen oder anders ausgedrückt, man kann mit ihr umgehen.

Unser erster Halt im Sperrgebiet galt dem Ort Tschernobyl und hierfür muss erklärt werden, dass dieser 15 km von dem havarierten sowie den drei weiteren Reaktoren entfernt ist. D.h. die Reaktoren stehen nicht in Tschernobyl sondern in Prypjat, einem Ort, der extra für die Reaktoren erbaut wurde. Tschernobyl ist die regionale Verwaltungsstadt gewesen, Prypjat der Standort der Reaktoren. Tschernobyl wird inzwischen wieder von 700 Menschen bewohnt (ehemals 14.000), hier leben etliche Reiseleiter neben den Mitarbeitern, die heute für den Rückbau der Reaktoren verantwortlich sind, denn der letzte Reaktor wurde 2001 abgeschaltet. Die Strahlenbelastung haben wir vom Geigerzähler abgelesen, sie war ungefähr doppelt so hoch wie in Kiew und damit überschaubar. Es bleibt natürlich das beschriebene Problem mit den Hotspots und somit darf man sich nur auf gereinigtem Territorium bewegen. Kinder dürfen hier nicht leben, für die ist einerseits die Gefahr an Leukämie zu erkranken sehr hoch und andererseits beim Spielen durch Hotspots kontaminiert zu werden. Viel zu sehen gab es nicht, außer der Statue „Memorial Star Wormwood“ für die Opfer der Havarie, einem Supermarkt und ein paar bewohnten Häusern. Nach einem kurzen Stopp ging es weiter in Richtung der Reaktoren in einen verlassenen Ort, der militärischen Zwecken diente und eine riesige Antennenanlage für die Steuerung von russischen Interkontinentalraketen beherbergte – inklusive natürlich der Wohnmöglichkeiten für die dort beschäftigten Mitarbeiter und ihrer Familien. Hier haben wir unseren ersten Ausflug gemacht und diesen verlassenen Ort abgelaufen. Dabei haben wir einen Einblick dahingehend bekommen, wie die Natur sich diesen Lebensraum wieder zurück holt. Denn man läuft durch einen Wald, wobei der asphaltierte Pfad davon zeugt, dass hier mal eine Straße gewesen ist. Links und rechts schimmern Gebäude durch das Grün, als wenn man sich in sehr dichtem Nebel bewegen würde. Geht man näher an die Gebäude ran wird sichtbar, dass es Wohngebäude, Schulen oder Nutzgebäude sind und diese bis zu fünf Stockwerke hoch sind. Spätestens dann erschreckt man sich, weil einem klar wird: Hier hat sich die Natur eine ganze Kleinstadt zurück geholt und sie versinkt in dem Dickicht von Rasen, Moos, Sträuchern und Bäumen. In einige Gebäude sind wir mit unserer Reiseleiterin reingegangen und haben uns angeschaut, wie diese jetzt aussehen. In einem Schulgebäude standen noch die Tische in Reih und Glied. Auch waren wir in der Turnhalle und konnten im Chemielabor die aufgereihten Reagenzgläser bestaunen. Nach 30zig Jahren war natürlich alles in einem erbärmlichen Zustand, die Farbe z.B. rollte sich an den Wänden und fiel herunter. Denkt man 30 Jahre weiter, dann wird der Wald sich in den Gebäuden eingenistet haben und diese von innen zersetzen. Ein Nachbar von mir erzählte diesbezüglich, dass er eine BBC-Dokumentation gesehen hat, die darlegte, dass nach 200 Jahren nichts mehr von den Gebäuden zu sehen ist. Das kann ich mir jetzt gut vorstellen. Unsere Reiseleiterin legte darüber hinaus dar, dass die Bäume infolge der Strahlung 20 % schneller wachsen und sich auch die Tierwelt sehr gut von der Katastrophe erholt hat: Es gibt (Wasch-)Bären, Füchse und sogar Wildpferde, die sich hier in der Wäldern sehr wohl fühlen.

Dritter Eindruck: Die Natur kommt ohne uns sehr gut zurecht und holt sich den Lebensraum wieder, den wir ihr durch die Zivilisation abgerungen haben. Sie hat keine Geigerzähler und probiert es aus: Leben, was sich halten kann, bleibt, was nicht, vergeht. Anpassung pur.

Weiter ging es nach Prypjat und dort zu den Reaktoren. Die Geigerzähler schlugen permanent Alarm, weil die Strahlenbelastung ein vielfaches über dem Schwellwert lag, der als natürliche und unschädliche Strahlung bestimmt wurde. Man ist hier angehalten sich nicht lange draußen aufzuhalten, sah aber immer wieder Menschen, die dort arbeiteten und sich ganz natürlich an der frischen Luft bewegten. Unsere Reiseleiterin wies darauf hin, dass alle, die hier im Sperrgebiet arbeiten, monatlich einen Gesundheitscheck über sich ergehen lassen müssen. Die vier Reaktoren stehen nebeneinander, darüber hinaus zwei weitere im Bau befindliche Reaktoren, die nach der Havarie nicht mehr fertiggestellt wurden. Über dem havarierten Reaktor ist inzwischen eine – ich sag mal schicke – Edelstahlhülle geschoben worden, die die nächsten 150 Jahre den Reaktorkern abdecken und damit den Strahlenausstoß in Grenzen halten soll. Es war recht schönes Wetter, es fühlte sich alles an wie ein normaler Sommertag und nur die piependen Geigerzähler erinnerten einen daran, dass dieser Lebensraum nicht ohne Tücken ist. Da es inzwischen Mittag war gab es eine Pause in der Kantine von Prypjat, die dort von den Mitarbeitern und von uns Touristen besucht wurde. Das Gebäude wirkte neu, wenn auch in der Architektur sozialistisch. Beim Eingang musste man den Strahlenscanner durchschreiten, dann konnte man sich ein Tablett nehmen, ein Essen aussuchen und zur Speisung schreiten. Aus dem Fenster geschaut in Sichtweite stand der havarierte Reaktor mit seiner Stahlhülle, der ungefähr einen Kilometer von uns entfernt war. Das Essen hat uns gut geschmeckt, die Stimmung war ein wenig skurril: Aus dem Fenster sichtbar der Reaktor, vor uns unser Mittagessen.

Vierter Eindruck: Das Wissen, dass man Strahlung nicht riechen, schmecken oder spüren kann wird mit dem trughaften Gefühl eines schönen und warmen Sommertages bzw. eines Kantinenganges konfrontiert. Strahlung ist zwar eine reale Bedrohung, sie bleibt aber, wie soll ich sagen, abstrakt. Sie lässt sich nur mit Messgeräten und dem Verstand ergreifen, nicht aber mit den eigenen Sinnesorganen.

Nach dem Mittagessen ging es als letzte Station in das Wohngebiet von Prypjat, wo knapp 50.000 Menschen im Abstand von ca. zwei Kilometern von den Reaktoren gelebt haben. Ein ehemals sozialistischer Vorzeigeort mit fünfstöckigen Hochhäusern, Hotel, Supermarkt, Möbelcenter, Freizeitanlage inklusive Riesenrad, Autoscooter, Kino, Fußballplatz und Promenade für Ausflugsdampfer. Es zeigte sich das gleiche Bild wie schon in dem kleinen militärischen Ort, nämlich, dass die Natur diesen Lebensraum für sich vereinnahmt. Durch die großen Betonflächen waren die Zweckgebäude noch nicht im Wald versunken, so dass die ehemaligen Begebenheiten gut nachvollziehbar waren. Unsere Reiseleiterin hat an vielen Stellen halt gemacht und passende Aufnahmen aus der Zeit vor der Evakuierung gezeigt. Diese Gegensätze illustrierten den Niedergang des Wohngebiets sehr gut und natürlich schaffte so ein verlassenes Riesenrad nochmal eine intensivere Endzeitstimmung, als ein im Wald versunkenes Wohngebäude. Ich gebe zu, mir persönlich war das dann ein wenig zu dick aufgetragen, weil immer wieder über die verlassenen Gebäude das Gefühl der Endzeitstimmung bedient wurde. Mehr hingegen hätten mich weitere Ausführungen zur Havarie und seine Folgen interessiert.

Fünfter Eindruck: Es bleibt ein touristisches Ereignis, was gewisser Highlights bedarf. Das verlassene Riesenrad auf den Webseiten der Reiseveranstalter ist ein Werbeversprechen, was gut eingelöst wird. Wer – wie ich – weiteres Interesse am Thema hat, muss sich selbst drum kümmern. Ich habe mir dann den umfangreichen und gut recherchierten Wikipedia-Artikel zur „Nuklearkatastrophe von Tschernobyl“ durchgelesen. Er bestätigte viele Ausführungen unser Reiseleiterin, zeigte jedoch detaillierter den Werdegang der Havarie mit seinen Folgen auf.

Wie endet nun dieser Reisebeitrag? Muss er – also ich als Autor – Stellung zur zivilen Nutzung von Nuklearkraft beziehen? Was ist über die fünf dargelegten Eindrücke hinaus das Fazit?

Die Eindrücke waren mitunter ambivalent: Auf der einen Seite zeigen der florierende Tourismus, der Besuch der Kantine aber auch die sich ausweitende Natur, dass es Leben nach einer atomaren Kontaminierung gibt. Auf der anderen Seite haben 600.000 Menschen ihre Heimat verlassen müssen, ist das Land für 10.000 Jahre nicht mehr bewohnbar und haben viele tausend Menschen ihr Leben verloren, losgelöst von dem immensen volkswirtschaftlichen Schaden, der für die Ukraine entstanden ist. Gerade zu den Folgen und dessen mitunter auch umstrittenen Bewertungen sei hier nochmal auf den Wikipedia-Artikel verwiesen. Ich persönlich war spätestens seit der Havarie in Fukushima (Japan) gegen die zivile Nutzung von Atomkraft in so dicht besiedelten Gegenden wie Deutschland und bin deswegen froh, dass die Reaktoren bei uns abgeschaltet werden. Der Besuch von Tschernobyl hat mich in dieser Position nochmal sehr bekräftigt, weil er einem die Tragweite einer Havarie in vielen Facetten verständlich näher bringt. Mein Fazit: Eine Reise nach Tschernobyl ist sehr empfehlenswert, macht nachdenklich und hat einen hohen Bildungsgehalt.

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Deutschland: Berlin Berlin, wir fahren nach Berlin!

Bundestag im ReichstagsgebäudeDieses Jahr ging es für ein verlängertes Wochenende mit meinem Kumpel Matze nach Berlin. Richtig Sightseeing in Berlin haben wir beide das letzte mal auf Klassenfahrt in der FOS gemacht. Das war 1993. Seitdem war ich zwar ein paar mal in Berlin, aber nur beruflich und somit in großer Eile. Drum gab es einiges zu entdecken: Unter den Linden, Potsdammer Platz, Bundeskanzleramt undsoweiter undsofort. Da wahrscheinlich jeder schon in Berlin war, gebe ich hier nur unsere persönlichen vier Highlights wieder, die über das klassische Sightseeing-Programm hinausgehen:

1) Reichstag: Den Reichstag besuchen jährlich fast 4 Millionen Menschen. Dabei interessieren sich die Meisten für die neue und durchaus sehenswerte Glaskuppel. Matze meinte es gut und hat die lange, d.h. 90 minütige Führung gebucht. Die hat uns sehr gut gefallen. Besonders beeindruckend fand ich den Gang durch die Flure, da dort die alten „Schmierereien“ der Russen freigelegt wurden (siehe Fotos). Denn nach dem Einmarsch in Berlin haben die Soldaten sich an den Innenmauern verewigt. Diese Zeitzeugnisse wurden wieder freigelegt. Sie müssen auf jeden Bundestagsabgeordneten heute wie ein Mahnmal wirken, denn sie oder er passiert sie zwangsläufig, sobald sie oder er sich im Reichstag bewegt. Die Guides sind übrigens gut ausgebildete Historiker und so macht es Spaß den vielen Geschichten über dieses Gebäude zu lauschen.

2) Internationales Bierfestival: Einmal im Jahr – und dieses Jahr zum 18. mal – findet in Berlin das Internationale Bierfestival statt. Über 2 Kilometer an der Karl-Marx-Allee entlang kann man an einem langen Wochenende mehr als 2.500 Biersorten probieren. Klar, dass das nicht zu schaffen ist, aber wir haben uns ein paar leckere Bierchen aus aller Herren Länder ausgesucht und wurden meist positiv überrascht. Wer hat schon mal belgisches Kirschbier getrunken? Für die Freunde des Biergenusses ein spektakuläres Ereignis!

3) Kreuzberg „Bergmannstraße“: Wir haben in der Nähe von Kreuzberg gewohnt und dabei hat es uns in die Bergmannstraße verschlagen. Hier ist Berlin alternativ, aber das auf eine gut-bürgerliche-multi-kulti Art. Entsprechend entspannt kann man dort flanieren und vor allen Dingen: Gut Essen! Sehr lecker und das zu einem anständigen Preis. Nach dem Touristentroubel in der Innenstadt ein guter Ort sich zu erholen.

4) Berliner Stadtschloss: Natürlich haben wir auch die Museumsinsel besichtigt und sind dabei in der Humboldt-Box gelandet. In der Humboldt-Box wird über den Wiederauf des Berliner Stadtschlosses informiert. Für 3 € Eintritt zeigt eine kleine Ausstellung was es mit dem Wiederaufbau auf sich hat, wofür das Stadtschloss später verwendet werden soll und wie das realisiert wird. Kurz zusammengefasst: Im Stadtschloss wird das Humboldt-Forum angesiedelt, welches die zwei Museen außereuropäischen Kunst der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zusammen mit den Sammlungen der europäischen Kunst zu einen Ort der Weltkultur verbindet. Ergänzt wird diese Vorstellung mit der Errichtung des Wissenschaftsmuseums und ein Veranstaltungszentrum soll dem Dialog der Kulturen der Welt dienen. Alle also im Geiste Humboldts, was mir gefallen hat. Finanziert wird der größte Teil vom Bund, ein Teil von der Stadt Berlin und die originale Wiederherstellung der barocken Fassade ausschließlich durch Spendengelder. Hierfür wird im Humboldt-Forum fleißig geworben, mit 50 € kann jeder sich als Spender verewigen. Mir persönlich hat die Ausstellung die Sinnhaftigkeit des Wiederaufbaus näher gebracht und aus diesem Grunde finde ich sie sehenswert.

Zusammenfassend: Ein sehr schönes langes Wochenende und unbedingt wiederholenswert. Und so ist nach Berlin vor Berlin: Berlin Berlin, wir fahren nach Berlin 😉

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Deutschland: 1000 und 1 See in Mecklenburg

Elfi kämpft sich durch MecklenburgAnnette und ich haben eine zweiwöchige Reise in die Region Mecklenburg – Bundesland Mecklenburg-Vorpommern – vorgenommen und wollten an möglichst vielen Seen romantisch mit dem Bulli stehen und dort auch übernachten. Ein Lagerfeuer sollte unserem Glück nicht fehlen.

Ursprüngliche Reiserichtung war die Mecklenburgische Seenplatte – ich selber war schon vor einigen Jahren dort und habe hier im Blog ein paar Bilder online gestellt – aber bei Ankunft in Plau am See war es uns trotz Nachsaison dort zu touristisch. Außerdem war das erste was wir vom örtlich schön gelegenen Campingplatz gesehen haben ein Verbotsschild, das zweite ebenfalls, das dritte ein Gebotsschild und das vierte ein kaum sichtbares „Herzlich Willkommen!“. Nein, so wollten wir unseren Urlaub nicht verbringen. Ich gebe zu, ich habe ein Problem mit Campingplätzen auf denen es schon am Eingang den Anschein hat, der Platzwart wäre gerne Leiter einer Kaserne.

Ein Blick in die Karte machte uns recht schnell klar, wir müssen weiter nördlich und westlich unser Glück versuchen. Krakow am See, Schwinzer Heide, Sternberger Seenland sowie das Güstrower und Bützower Umland erschienen uns nicht so erschlossen wie die Mecklenburgische Seenplatte. Dort hofften wir auch jenseits von Campingplätzen unser Glück zu finden.

Gesagt getan und den Motor wieder angeworfen, nach einer Stunde wurden wir am Krakower See in Glave fündig: Steiler Hang, unter Eichen gelegener Stellplatz mit tollen Blick auf den See. Abends gesellten sich noch zwei Wanderer dazu, ließen uns aber in Ruhe. Für die harmonische Nachbarschaft legten sie uns am morgen zwei Birnen vor den Bulli, bevor sie weiter zogen. Das war schon mal ein guter Anfang!

Unsere Reise verlief ähnlich weiter: Morgens lange frühstücken, dann auf der Karte eine Seenlandschaft aussuchen, dorthin aufbrechen, unterwegs einkaufen und einen neuen Stellplatz suchen. Abends gingen wir dann meist zu Fuß die Gegend erkunden und machten so schöne Spaziergänge. Wir haben nicht durchweg wild gestanden sondern waren auch auf Camping- oder Wohnmobil-Stellplätzen. Entweder, weil es einladend war oder weil wir in der Nähe eines Ortes stehen wollten, damit wir Abends einmal essen oder flanieren gehen konnten.

Für diejenigen, die Interesse an den Details unserer Tour haben, sind hier unsere Highlights niedergeschrieben:

  • Krakower See nähe Glave: Den Platz hatte ich ja schon beschrieben.
  • Langsee nähe Krakow am See: Schöner Stellplatz direkt am Wasser mit Feuerstelle und flachem Einstieg ins Wasser. Durch unser schönes Panorama ritt abends eine Reiterin mit ihrem Pferd – Marlboro Country Stimmung.
  • Kleinpritzer See nähe Klein Prinz: Schöner Stellplatz direkt am Wasser mit Feuerstelle und flachem Einstieg ins Wasser.
  • Kleinpritzer See in Kukuk: Kleiner schöner Campingplatz mit schöner Badestelle. Ideal auch für kleine Kinder, da es einen ausgewiesenen Nichtschwimmerbereich gibt. Am ersten Abend waren wir günstig im Western Restaurant essen und haben insgesamt zwei Tage gefaulenzt.
  • Dobbertiner See nähe Goldberg: Schöner Waldstellplatz mit Blick auf dem See und reichlich Feuerholz. Goldberg selber haben wir uns angeschaut. Ist eine Kleinstadt die sowohl die Gegenwart als auch die DDR-Vergangenheit wiedergibt. Schöner hingegen war am nächsten Tag das Dobbertiner Kloster, was man sich nicht entgehen lassen sollte.
  • Gardener See in Garden: Aufgrund des schlechten Wetters haben wir uns hier auf den Wind geschützten Campingplatz verkrümelt, denn die Stellplatzsuche war schwierig. Garden ist abgelegen und natürlich schön gelegen, aber touristisch schon gut erschlossen.
  • Schwerin: Wind und Regen haben an Beständigkeit gewonnen, so dass wir uns für einen Ausflug nach Schwerin entschieden haben. Schwerin hat für mich das mit Abstand schönste Schloss Norddeutschlands und dies zu besichtigen ist ein Muss. Leider war Montags eine Besichtigung des als Landtag genutzten Gebäudes von innen nicht möglich. Wir sind statt dessen durch die Altstadt geschlendert und dann ins sehenswerte Kino „Capitol“ gegangen. Wir haben uns für „Die Millers“ statt „Krekeler + Krüger im Regen“ entschieden. Abends haben wir dann auf einem WoMo-Stellplatz am Sportboothafen am Schweriner See gestanden. Keine spektakulärer aber dafür ruhig gelegener Stellplatz.
  • Wismar: Schöner als die Altstadt von Schwerin ist die Altstadt von Wismar und damit sehr sehenswert. Wismar ist eine alte Hansestadt mit vielen schönen alten Gassen und Häuschen. Dazu gibt es Hafenstadtfeeling und Fischbrötchen satt. Abends sind wir dann an den Neuklostersee in Nackensdorf und haben einen schönen Stellplatz auf einer Wiese am Ortsende gefunden.
  • Bützower See in Bützow: Eigentlich hatten wir geplant in Kloster Rhün zu übernachten und dort in einem Klosterrestaurant zu essen. Das hatte aber leider den Betrieb aufgegeben, so dass wir in Bützow auf einem kleinen Campingplatz für Paddler gestrandet sind. Sehr schöner Stellplatz mit familiärer Atmosphäre – der Besitzer wohnt in einem alten restaurierten Bauwagen und seiner Familie selbst auf dem Platz. Bützow selber ist urig und durchaus einen Spaziergang wert.

Neben den vielen schönen Seen hat uns überrascht, dass die Region sehr dünn besiedelt ist. Das wirkt sich auch auf die Infrastruktur aus: Es gibt viele Dörfer, die nur mit Pisten und nicht mit asphaltierten Straßen miteinander verbunden sind. Aufgrund der abendlichen Stellplatzsuche und des Sight-Seeings haben wir deswegen etliche Pistenkilometer absolviert. Das letzte mal hatte ich das in Nordfinnland, wo die Bevölkerungsdichte noch geringer ist. Die 4WD-Truppe aus der Aka hätte ihre Freude hier gehabt. Wer vorsichtig fährt kommt aber überall auch ohne Allrad hin.

Alles in allem war es eine sehr schöne Reise und Mecklenburg lädt zum Wiederkommen ein. Annette besteht darauf, schließlich hat sie noch nicht alle Seen gesehen und beschwommen. Auf der Hin- und Rückfahrt haben wir die Elbe passiert und dort zwei schöne Stellplätze – bei Wittenberg und bei Dannenberg – gesichtet. Die Elbe mit dem Bulli zu erkunden ist auf jeden Fall auch noch eine Reise wert 🙂

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Tschechien: Prag, die goldene Stadt

Karlsbrücke in PragVier Männer für fünf Tage in Prag, das war nett. Wir haben einiges gesehen, allen voran die Karlsbrücke, den Marktplatz, das Jüdische Museum und die vorliegenden Stadtteile mit ihren teilweise schönen Parkanlagen. Besonders die Karlsbrücke, welche die Altstadt mit der Kleinseite verbindet, ist imposant und eine Reise wert. Aber auch die alten Stadtteile laden zum Flanieren und Verweilen ein.

Aber nur, wenn es nicht so voll und so heiß ist. Schön ist es also in Prag, wenn man nicht zur Hauptreisesaison hinfährt. Wir haben die Zeit deswegen überwiegend für Kulinarisches außerhalb des Stadtzentrums genutzt, was in Prag gut und günstig ist. Für Sightseeing werde ich mit Annette nochmal in Ruhe hinfahren.

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Peru: Abschied von Lima

Lima - Peru5 Wochen war ich in Peru, die meiste Zeit davon in Lima. Das fordert eine abschließende Reflektion des Aufenthalts ein. Ich gebe zu, Peru stand bisher nicht auf meiner Reiseliste und ich hatte keine großen Vorstellungen, was mich hier erwartet oder was ich sehen und erleben möchte. Es stand ja auch das Arbeiten an der Uni im Vordergrund und schöne Freizeitaktivitäten sind eine nette Begleiterscheinung, jedoch nicht Hauptanliegen des Besuchs.

Lima als Stadt ist sehr fordernd: Der Straßenverkehr ist laut und chaotisch, ich hatte davon berichtet. Man geht inzwischen von 10 Millionen Einwohnern in der Metropolregion Lima aus. Das ist viel, es gibt aber noch andere Städte in Süd-Amerika, die sind deutlich größer. Der DAAD-Lektor aus Mexiko-Stadt (20 Millionen) findet Lima eine erholsame und gemütliche Kleinstadt. Dies Meinung teile ich nicht, wohne ich doch in einem Dorf Namens Hannover (0,5 Millionen) und habe andere Maßstäbe.

Über Lima gibt es aber viel Gutes zu berichten und es ist auf jeden Fall wert hier ein paar Tage zu verbringen und sich umzuschauen, bevor man das Land bereist oder verlässt. Denn erstmal ist Lima keineswegs so arm und kriminell, wie man es sich vorstellt. Die großen Stadtteile im Zentrum spiegeln eine 2-Welt-Stadt mit Trend zur 1-Welt-Stadt wieder. Überall sind gefestigte Straßen, Häuser aus Stein, Bürogebäude, Supermärkte und was man sonst noch aus der „zivilisierten“ Welt kennt. In Barranco, Miraflores aber auch anderen Stadtteilen kann man gut wohnen, die Nähe zum Pazifik ist toll und hat einen hohen Freizeitwert.

Lima hat etliche Museen zu bieten, die mit unseren locker mithalten könne, es gibt super leckere Restaurants, Theater und Live-Musik. Man kann hier wohnen, wie in einer westlichen Großstadt. Dazu das tolle Wetter: Es regnet quasi nie, im Sommer wird es nicht viel wärmer als 30 Grad, im Winter nicht viel kälter als 18 Grad. Einziger Wehrmustropfen: In den Wintermonaten ist es oft nebelig, die Sonne scheint dann selten.

DSC_0567Um die Armut zu sehen, die die Stadt ebenfalls begleitet, muss man an den Stadtrand fahren und dort finden sie sich dann die „Pueblos Jóvenes“, die „Jungen Stadtteile“. Die sind einfach, es gibt wenig Wasser, dem entsprechend keine schönen Grünanlagen und es ist staubig. Als „betuchter“ Mensch sollte man sich hier vorsichtig verhalten, besser man meidet diese Stadtteile.

Aber: Was heute noch arm ist, kann in 10, 20 oder 30 Jahren ein situierter Stadtteil sein. Denn etliche von den heute schönen Stadtteilen haben früher ebenso ausgesehen. Lima entwickelt sich gut, es hat ein funktionierendes Gemeinwesen, 18 % Mehrwertsteuer werden abgeschöpft und gut umverteilt. Es geht voran, hier entwickelt sich was.

Über Peru als Ganzes kann man nur sagen: Hier muss man einmal gewesen sein! Am besten man bringt Zeit mit. Machu Pichu ist nur der Höhepunkt der Andenkultur, den Titicaca-See, Arequipa, Nazca, Trujillo, Máncora sowie die riesigen Amazonaswälder sind ebenso sehenswert wie all die dazwischen liegenden eher unbekannten Orte, die oft ebenso Interessantes zu bieten haben. Mir war es nicht so bewusst, aber Peru bietet wirklich sehr viel. Ich habe mehrere Reisende gesprochen, die gesagt haben: Peru ist das schönste der südamerikanischen Länder! Ich war überwiegend in Lima, aber das was ich gesehen habe, das deutet schon sehr darauf hin, dass das stimmt. Werde ich jetzt meinem Lieblingsreiseland Argentinien untreu? Ein aktueller Vergleich muss her!

Wie bewerte ich Lima also zum Abschluss? Um es vorweg zu nehmen: Der Abschied ist mir wirklich schwer gefallen. Trotz der Herausforderungen und zweimaligen Lagerkoller habe ich mich sehr wohl gefühlt. Dabei war es nicht so wie in Argentinien, was mich vom ersten Moment gepackt hat. Peru greift einen langsam, sachte, so von hinten rum ans Herz und nach zwei Wochen lässt es einen nicht mehr los. Vielleicht liegt es an der unaufdringlichen Art der Peruaner, an ihrem Sinn für das Ästhetische und das gute Gefühl einer jahrtausendalten Hochkultur? Um es abzuschließen: Ich möchte wieder hin, am liebsten würde ich dort gerne ein Zeit lang dort wohnen und alles in Ruhe entdecken.

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Peru: Die antike Stadt „Pachacámac“ (Tag 4)

PachacámacDer letzte Tag meiner Reise galt der antiken Stadt Pachacámac, welche am Stadtrand von Lima liegt und von dem deutschen Archäologen Max Uhle maßgeblich bekannt gemacht wurde. Von meiner schönen Hotelanlage waren es 65 km Anreise, die ich in 1,5 Stunden schneller absolviert habe, als ich für den Lima-Stadtverkehr kalkuliert hatte. Dabei bin ich die legendäre Panamericana gefahren, eine fast durchgehende Straße von Alaska bis Feuerland. Da muss man aufpassen, dass das Reisefieber einen nicht packt und man einfach in Richtung Norden oder Süden weiterfährt. Hier in Lima ist die Panamericana ein Teil der Nord-Süd-Stadtautobahn und deswegen lag sie auf dem Weg.

Pachacámac erstreckt sich über ein größeres Areal, weshalb dort ein Rundkurs eingerichtet ist, den man mit dem Auto befahren kann. Wegen des Staubes, der Hitze und der anderen Autos bin auch ich mit dem Jimmy dort reingefahren. Irgendwie schon ein wenig US-amerikanisch mit dem Auto in solch einer Tempelanlage rumzukurven. Aber nunja, wir wollen uns nicht über Bequemlichkeiten beschweren.

Ich muss ehrlich sagen, ich hatte mir mehr von der Anlage versprochen. Mit Ausnahme vom Sonnentempel darf man den Weg nicht verlassen und sieht die Ruinen nur von weitem. Die meisten Teile der Stadt sind noch zerfallen, nur ein kleiner Teil ist bis jetzt restauriert worden. 12 Plätze werden beschrieben und für jeden gibt es ein kleines Schild mit ein paar Informationen. Vielleicht hätte ich eine Führung mitmachen sollen, dann wäre sicherlich mehr bei rum gekommen. Aber seht selbst, die schönsten Fotos habe ich hier hochgeladen.

Am Nachmittag habe ich das Auto zurück zu Sixt gebracht. Die Übergabe hat fast reibungslos funktioniert und danach war ich zum Essen eingeladen. Die Chefin des Departments für Bildung hat mich und ausgesuchte Kollegen zum Abschiedsessen eingeladen. Ich sach nur: Sehr lecker 🙂

Um die Bilder anzuschauen, müsst ihr auf das Bild klicken.https://goo.gl/photos/Uu8qnkNt9fvNNTAz6

Peru: Die Polizei, dein Wegelagerer und Geldabzocker (Tag 3)

JimmyHeute Morgen wollte ich in meinem 3 €/Nacht Hotel duschen. Klar ist, für den Preis bekommt man nur kaltes Wasser, wie kann es auch anders sein? Aber ich hatte den Willen, der Wirt wies mir noch freundlich den Weg in den ersten Stock – da dort angeblich mehr Wasser aus dem Hahn kommt – ich zog mich im Bad aus und drehte den Wasserahn in der Dusche auf: Heraus kam ein Rinnsälchen mit dem sich vielleicht ein Meerschweinchen hätte duschen können, aber kein ausgewachsener Marc. Mit den paar Tropfen habe ich dann dürftig die Schambereiche reinigen können, das war´s. Alfredo und Ute wollten nach mir duschen, bei denen kam gar kein Wasser mehr. Billig hat halt auch irgendwie einen Preis 😉

Rückfahrt nach Chosica war für 9 Uhr geplant, um 8:45 Uhr saßen wir alle drei überpünktlich im dick bepackten Jimmy. An eine vierte Person wäre nicht mehr zu denken gewesen. Aufgrund der Sprachbarriere bildete ich – wie schon gestern – das Medium: Entweder unterhielt sich Ute oder Alfredo mit mir oder Ute wollte – vom sichtlich desinteressierte Alfredo – Details seiner Perubereisung wissen. Ute spricht kein Spanisch und kein Englisch, dafür durfte ich dann in beide Richtungen übersetzen. Das ist doof, wenn man dabei Pisten fahren muss. Zwei bis dreimal haben wir noch angehalten und die schöne Landschaft genossen, dann waren wir in Chosica, haben für Ute Geld geholt, ihr ein Taxi nach Tamara besorgt und Alfredo ist mit dem Sammeltaxi nach Lima um Mittwoch dann nach Mexico zurück zu fliegen. Dann war ich wieder alleine Ich bin dann wieder zurück aufs Land gefahren, um dort in einen der schön gelegenen Hotelanlagen abzusteigen und mich von den Strapazen zu erholen.

Dabei bin ich in eine Polizeikontrolle geraten und nachdem der Polizist alle meine Papiere hatte, mit mir ausgiebig das fehlende Ablaufdatum auf meinem Führerschein diskutiert hat (und es nicht so recht glauben wollte, dass der nicht erlischt), wurde ich darüber belehrt, dass ich ohne Licht gefahren sei. Das sei nun mal außerhalb von Lima Pflicht, wurde mir verkündet. Ich schaute mir jene Autos an, die auch raus gewunken wurden und in der Tat, die hatten alle auch kein Licht an. Es war so jedes zweite Auto. Okay, hätte man also drauf kommen können. Jetzt wurde ich also belehrt wie schlimm das ist, was ich gemacht habe, weil ich die Sicherheit aller (Peruaner?) gefährdet hätte. Er müsse deswegen eine Strafe erheben und hierfür hätte er hier einen Block, in den er das einträgt. Was macht man dann? Man fragt, was es kostet, oder? Ich habe es gemacht und er hat mich von neuem darüber belehrt, dass ich das Licht anmachen müsse, das hier der Schalter dafür sein, dass es gefährlich sei ohne Licht zu fahren und dass er mir jetzt mit diesem Block eine Strafe aufbrummen müsse. Ich also nochmal gefragt, was ich jetzt zahlen müsse und das ganze Spiel ging nochmal von vorne los. Das ganze dreimal hintereinander. Nun ist mein Spanisch sicher nicht perfekt, aber es reicht, um das alles zu verstehen und die richtigen Fragen zu stellen und Antworten zu geben.

Es war klar, ich konnte nicht nochmal fragen, was es kostet, sonst wäre einer von uns beiden durchgedreht. Ich habe dann deswegen gesagt, ich wisse einfach nicht was der nächste Schritt hier im Prozess sei und ich sehr wohl verstanden hätte, dass es seeeeeehr gefährlich ist ohne Licht zu fahren und ich das jetzt immer anmachen werde. Ich war versucht hinterherzuschieben: Dies auch in Deutschland, obwohl wir kein schwachsinniges Tagfahrlichtgebot hätten. Arrrrg. Die Antwort: Polizisten haben Hunger! Sie möchten bald etwas essen gehen. Beim Gringo – also bei mir – ist dann endlich der Groschen gefallen: Der will seinen Block nicht verwenden, der will das Geld so einstecken. Ich habe dann gefragt, wie viel Hunger die Polizisten denn so hätten und er sagte, für 10 Sol bekomme man schon was. Auch wenn das in den Bergen zwei Hotelübernachtung sind, ich habe hier nicht gegeizt und ihm gleich 20 Sol gegeben. Er war sehr nett danach, ich dann aber letzten Endes doch ein wenig angefressen. Nunja, jetzt weiß ich wenigstens, wie der Hase hier so läuft.

Um 13 Uhr habe ich dann in einem schicken Hotel eingecheckt und mich für den Rest des Tages am Pool von den vielen Erlebnissen erholt. Fotos gibt es deswegen nur von der Hotelanlage. Schön zu sehen ist, wie trocken hier die Berge sind und nur am Fluss etwas grün wächst. Die Rasenflächen müssen bei der Wärme regelmäßig gewässert werden. Außerdem habe ich meinen letzten Ausflug nach Pachacamac vorbereitet. Dazu dann natürlich mehr im nächsten Beitrag!

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Peru: Marcahuasi oder die nicht enden wollende Wanderung (Tag 2)

6 Uhr wollten Alfredo und ich los laufen. Mit zu spät aufstehen und gemütlich Tee trinken ist es dann 7 Uhr geworden. Die Sonne war gerade hoch, auf den ersten Metern haben wir eine ältere Frau mit Esel gesehen, die auch den Berg hoch ging. Ihr Schritt war leicht, nicht zu schnell und unser Plan schnell gefasst: Da hängen wir uns dran. MarcahuasiDen Plan haben wir nach 5 Minuten verworfen. Muskel-technisch hätten wir ihr folgenden können, Sauerstoff-technisch keine Chance. 3200 Meter machen sich doch bemerkbar, auch wenn man mit Tabletten dobt. Man muss langsamer gehen. Die meisten Touristen lassen sich übrigens mit Pferden hoch tragen und gehen dann runter. Wir natürlich nicht.

Die Entfernungsangabe aus dem Ort „Marcahuasi 4 km“ haben wir auf der ganzen Strecke verteilt drei mal gesehen. Man nimmt es halt nicht so genau. Daraus ist dann der Spruch entstanden „diez minutos mass“, also zehn Minuten noch bis zum Ziel. Richtig auf dem Berg waren wir allerdings erst um 12 Uhr, also fünf Stunden später, dafür aber am hinteren Ende des 5 km langen Hochplateu. Wir sind also stramm immer links daran entlang gelaufen – natürlich mit entsprechender Steigung. Denn das Hochplateu liegt auf 4200 Meter und bietet damit einen Atem beraubenden Blick ins Tal. Besonders schick war es als der Nebel im Tal einzog und wir somit über den Wolken standen. Darüber hinaus gab es auf dem Hochplateu schöne Seen und urige Felsformationen. Mal sieht es hier aus wie in einem Amphitheater, mal wie ein alter Inka und dann wie ein Deutscher mit Helm. Man muss den Berg halt irgendwie verkaufen, auch wenn er so schon wirklich sehenswert ist. Aber seht euch selbst die Bilder an.

Auf dem Hochplateu haben wir uns bis 14 Uhr aufgehalten, dann sind wir abgestiegen. Während ich auf dem Hinweg auf die tolle Landschaft geachtetet habe, ist mir auf dem Rückweg durch den Nebel die Flora aufgefallen. Sehr abwechslungsreich, das Highlight ist ein Wald aus Kakteen wie im Bilderbuch. Um 17 Uhr waren wir wieder im Dorf und fix und foxi, dafür aber um ein tolles Erlebnis reicher. Die Bilanz: 20 km gelaufen und dabei 1 km hoch und 1 km wieder runter. Ich bin heute (4 Tage später) noch leicht schlapp davon.

Wir haben dann in einem einfachen Restaurant gegessen und während dieses zubereitet wurde, frischen Käse gekauft. Den gab es zwei Häuser weiter, von Hand gemacht, 100 % Bio, für 2,50 € (500 g) und super lecker! Beim Essen haben wir noch Ute aus Leipzig kennen gelernt, ca. 50, sächselnd, keine Englisch- und Spanischkenntnisse, für 3 Monate in Peru unterwegs und am Freitag erst in Lima gelandet. Nunja. Abends im Hotel hat der Wirt mich gefragt, ob ich Alfredo und Ute morgen nach Chosica bringen könnte. Eigentlich wollten die beiden mit dem Bus um 6 Uhr früh fahren, aber irgendwie ging das nicht. Da ich eh fast nach Chosica wollte habe ich beide natürlich mit genommen. Denn Alfredo war mit ja mit seinem Latinostolz und Latinokulturfimmel ans Herz gewachsen 🙂

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Peru: Mit dem Jimmy nach „San Pedro de Casta“ (Tag 1)

Endlich hatte ich vier Tage Zeit, habe mir einen kleinen Geländewagen – einen Suzuki Jimmy – gemietet und eine Reise in die Berge gegönnt. Das raus Fahren aus Lima hat mich dann voll gefordert: Der Verkehr ist dem von Manila (Philippinen) eben würdig. Das ist  lange her, dass ich dort gefahren bin. Ich hatte einiges verlernt und mich ein paar mal erschrocken, wenn es eng wurde. Nach einer halben Stunde ging es dann. Man muss die Nerven bewahren und wie ein Fisch im Strom mitschwimmen, dann geht´s.

Lima erstreckt sich selbst in die Berge hinein ewig. Das erste mal, dass ich eine Baulücke am Straßenrand gesehen habe, da war ich 50 km außerhalb. Dann wurde es aber auch bald sehr urig, die Straße war nicht mehr asphaltiert und die eine oder andere Rinnsaldurchfahrt musste geleistet werden. Mein Navi – welches ich gut sichtbar am Innenspiegel befestigt hatte – verlor oft die Route. Die Karten sind einfach zu ungenau. Die Ausschilderung nach San Pedro war quasi nicht existent und ein paar mal musste ich nach dem Weg fragen.

DSC_0251Die Landschaft hingegen wurde immer atemberaubender – siehe Bilder: Tiefe steile Schluchten, ein tosender Fluss, der selbst vom Weiten noch laut zu hören war und nackte Felsen bis zum Abwinken. Je höher ich jedoch kam, desto mehr setzte die Vegetation ein. Hier scheint es mit der Baumgrenzen umgekehrt zu sein: Unten ist es zu trocken, da wächst nichts, oben hingegen schon. Die Straße wurde immer enger, die Schluchten steiler und tiefer. Irgendwann habe ich den Allrad an gemacht. Der Jimmy drehte hinten immer durch und hüpfte bei den vielen Schlaglöchern ständig vorne auf. Mit Allrad fuhr er deutlich sicherer. Mit einem PKW wäre es noch irgendwie gegangen, vernünftige Fahrer wären aus Liebe zu ihrem Fahrzeug aber umgekehrt.

Die letzten 20 km bin ich aus dem 1 Gang nicht mehr rausgekommen. 25 km/h waren das höchster aller Gefühle. Die letzten km – mein Navi war längst der Meinung, wir seien da – habe ich nicht mehr geglaubt San Pedro zu erreichen. Das letzte mal, dass ich jemanden gesehen hatte, war eine Stunde her. Irgendwann kamen mir dann Sportler auf ihrem Fahrrad entgegen und versicherten mir, dass ich gleich da sei. Eine alte Omi saß am Wegesrand und bat mitgenommen zu werden. Keine Zähne mehr im Mund, bestimmt 70 Jahre auf dem Tacho und wusste nicht, wie man eine Autotür öffnet. Aber Bomben Stimmung und nur am lachen. Verstanden haben wir uns jedoch nicht so recht. Sie hört nicht mehr so gut war ihre Aussage – willkommen im Club dachte ich mir 😉

In San Pedro angekommen gleich ein Hotel gefunden (10 Sol/Nacht, also 3 €) und mit der Kamera los geflitzt und Fotos vom Dorf gemacht. Tolles Licht, urige Gebäude, quasi keine Autos und alles noch Selbstversorger. Dafür eine tolle intakte Dorfgemeinschaft, jeder grüßt jeden und man hat immer Zeit für einen Plausch (auch mit den Touristen). Abends dann für 10 Sol leckere Flussforelle gegessen und Alfredo aus Mexico kennen gelernt. Er ist für 10 Monate in Südamerika unterwegs und das ist sein letzter Abstecher. Übermorgen soll es zurück nach Lima, einen Tag später zurück nach Mexico gehen. Smarter cooler Typ, 24 und seinen Vorschlag, morgen mit ihm auf den Berg zu steigen, nehme ich gleich an.

Ein wenig Bauchschmerzen hatte ich dabei jedoch schon – Warum? Ich war nach San Pedro gefahren, um mich an die Höhe zu gewöhnen. Das liegt hier auf 3200 Meter und ist ein guter Einstieg. Schon auf den letzten Metern im Auto habe ich gemerkt, dass mein Mageninhalt sich irgendwie zusammenzieht, obwohl mir nicht wirklich schlecht war. Dafür hatte ich leichte Kopfschmerzen und einen verspannten Nacken. Vorboten der Höhenkrankheit, ich habe sofort mit entsprechenden Medikamenten gegen gesteuert und die haben gewirkt. Würde ich so den Berg morgen mit dem Doping besteigen können? Das erfahrt ihr im nächsten Beitrag 🙂

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Peru: Taxi fahren in Lima

Von meinem Hotel zur Universität sind es 15 km übelster Stadtverkehr, also ein ganzes Stück. Man kann mit den öffentlichen Bussen hier recht günstig fahren, das aber ist sehr zeitraubend (ca. 1 Stunde), man sitzt schlecht und wenn man Pech hat, sind die Klamotten hinterher dreckig. Der Preis ist dafür unschlagbar. Für knapp 1 € kommt man hin und für einen weiteren zurück. Jeden Tag zwei Stunden im Gestank der Autos und der Achtsamkeit, dass einem das Laptop nicht geklaut wird, muss ich nicht haben. Also fahre ich meistens mit dem Taxi. Das ist in den meisten Fällen bequemer, als mit dem Bus. Aber Taxi fahren hat auch seine Eigenheiten und darüber berichte ich hier:

Als erstes muss der Preis ausgehandelt werden, denn es gibt kein Taxameter. Mann oder Frau winkt also ein Taxi an der Straße ran, es hält, man springt an das Fenster des Fahrers und sagt, wo man hin will. Er nennt einem dann einen Preis, normalerweise ist der überzogen und das Verhandeln geht los. Ich gebe zu, von Natur aus bin ich kein Händler, aber will man sich nicht täglich über den Tisch ziehen lassen und der dumme Gringo sein, muss verhandelt werden. Drum ist der Taxifahrer ab diesem Moment Opfer aller meiner hier erlernten Psychotricks:

1. Sehr beschäftigt und zügig ans Taxi rantreten und sehr bestimmt sagen, wo man hin will. Sprachlich orientiere ich mich dabei an der spanischen Ausprache, sie ist viel härter als die der Peruaner und wirkt dadurch sehr bestimmend (die Kolonialgeschichte scheint auch an der Sprache nicht spurlos vorbeigegangen zu sein). Es ist hier wichtig, dass er mich nicht als Tourist wahrnimmt, sonst wird das alles gleich sehr teuer. Als Gringo macht er mir so oder so einen Aufschlag.

2. Fängt der Taxifahrer an zu denken schiebe ich sofort Details zur Route nach, also wo er lang fahren soll. Er soll halt nicht lange denken und ihm soll klar sein, dass ich weiß wo ich hin will.

3. Jetzt kommt der garantiert überhöhte Preis (20-25 Sol; 7-8 € ), weil die Taxifahrer sind ja auch nicht ganz dumm.

4. Jetzt Gegenpreis nennen. Es gibt so eine untere Linien, für die fahren die Jungs meistens noch, die wird genannt und ist somit würdig: 12 Sol (4 €).

5. Jetzt kommt er, er wird was von viel Verkehr erzählen, weitem Weg und ggf. ein wenig empört sagen, dass er mind. 18 Sol (6 €) benötigt.

6. Das ist noch zuviel. Man kann ihn jetzt nicht bloßstellen, man muss ihm entgegen kommen. Ich nenne dann 14 Sol. Kommt er mir dann nicht entgegen sage ich, ich würde niiiiiieeeee mehr als 15 Sol (5 €) zahlen. Harte Taxifahrer wollen sich darauf manchmal nicht einlassen.

7. Ab jetzt hilft smart sein: Lächeln, ggf. mit den Augen schielen, dann müssen die harten Jungs auch lächeln und dann sitzt du drin. Er hat trotzdem eine gute Fahrt, denn die Peruaner hätten ihm nur 13 Sol bezahlt, aber so what. Damit kann ich leben.

Stephan – also Prof. Paulini, der DAAD-Lektor für Perú – ist der Meinung, dass Taxi fahren hier viel besser ist als sich mit dem eigenen Auto zu bewegen. Man muss selber nicht fahren, preislich gibt es sich nicht viel und du hast kein Risiko wegen Totalverlust und kein Ärger mit Polizei und Reparaturen. Selbst für mich als leidenschaftlichen Bullifahrer klang das einleuchtend und sehr vernünftig, ich habe ihm unmissverständlich zugestimmt. Stephan fährt immer mit dem Taxi.

Taxi in LimaNach fast vier Wochen Taxi fahren wünsche ich mir nichts sehnlicher als ein eigenes Auto! Viele Taxis sind total abgerockt. Wenn du dich reinsetzt, fällst du auf das Bodenblech durch, so ausgeleiert sind die Sitze. Mindestens die Hälfte der Taxifahrer fährt wie die letzte Sau, die Hupe bedarf eher eines Unterbrechers als eines Einschalters. Da fast alle auf eigene Rechnung fahren sitzen sie 7 Tage die Woche am Lenker. Die nervliche Belastung des Straßenverkehrs in Lima merkt man ihnen an. Sie zucken, rutschen nervös auf dem Sitz herum und schalten andauernd an irgendwelchen Schaltern herum, dessen Sinn sich nicht mal einem alten Autoschrauber wie mir erschließen will. Etliche haben auch die Angewohnheit den Straßenlärm durch ein 120 dB lautes Radioprogramm zu übertönen. Die High-Rotation von NDR1-Lima kenne ich bereits auswendig. Stephan, ich bin jetzt anderer Meinung!

Anbei habe ich euch ein Foto von einem Taxi angehängt. Also, genießt eure Ausfahrten im eigenen Auto, mit der Bahn, mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Das ist purer Luxus, euch geht es verdammt gut 😉